Triathlon Team DSW Darmstadt

Aktuelles & Media


Didi Metz beim Eiger Ultra E101 am 16. Juli

Nach Jahren Corona und Knie OP bedingter Pause melde ich mich mal wieder aus der Trailrunning Szene mit einem Rennbericht.

Bis zur Erstbesteigung 1938 durch Heckmaier und Harrer galt die Eiger Norwand als das letzte ungelöste Problem der Alpen. Bei mir war der Eiger Ultra mit 101km und 6700hm nach Ausstieg 2016 und gewitterbedingtem Rennabbruch 2018 bei km83 ein ebenfalls ungelöstes Problem.

Nach Rennabsage in 2020 wegen Corona konnte ich meinen Startplatz auf 2022 übertragen. Die Vorbereitung lief leider vermeintlich suboptimal da unterbrochen von zwei längeren Trainingspausen „wegen Wade“ und „wegen Knie“. Die letzten 6 Wochen konnte ich aber dann endlich sauber durchziehen. Nach einem Block von 160km mit 8000hm in 8 Tagen fühlte ich mich dann ausreichend vorbereitet. Im fortgeschrittenen Alter hat man halt abwechselnd Form oder Verletzung.

Auch die Wettervorhersage war stabil und so reiste ich am 15.7. nach Grindelwald. Der Anreisetag gestaltete sich sehr Abwechslungsreich: mittags an der Autobahn eine Portion kalte Nudeln, abends dann ein Nobeldinner im Luxushotel Schweizerhof mit Blick auf die Eiger Nordwand. Mit meinem mich begleitenden und betreuenden Kumpel Rainer wurde die Strategie klargemacht: wichtigstes Ziel war dieses mal zu finishen, wenn es super läuft in 18h, wenn es gigantisch läuft in 17h. In der Nacht schlief ich keine Minute und war froh um 2:30 endlich aufstehen zu können. Käffchen und Nutella Kekse und dann ab zum Start. Keine Wolke am Himmel und durch Vollmond schon gute Sicht auf die Berge, eine Wahnsinns Stimmung.

1 2

Um 4:00 fällt der Startschuß und mit 600 anderen geht es entspannt los. Entspannt weil es die ersten 4km auf einer Strasse bergauf geht, sodaß sich das Feld gut sortieren kann bevor es in den ersten steilen Single Trail abbiegt. Sehr diszipliniert marschieren wir in langer Schlange aufgereit gen große Scheidegg, die Stirnlampen weisen den weg. Nur ein paar Übermotivierte versuchen zu überholen, verbrennen ein paar Körner und müssen sich dann ein paar Meter vorne wieder einreihen. Mit Puls 120-130 steige ich stetig auf und erreiche nach 8,4km und 1h:20 die erste Zwischenzeit, knapp langsamer als vor 4 Jahren war ich sehr zufrieden mit dem Beginn.

Nach kurzer Querung geht es in den ersten (und insgesamt unangenehmsten) Abstieg. Kein Trail sondern 600hm in 3km runter auf Asphalt und Schotter. Obwohl sehr defensiv abgelaufen spürte ich unten meine vermeintlich verheilte Verletzung am Knie, und das bei km20. Ich verlor fast die Nerven – sollte es heute wieder schiefgehen? Nach dem nächsten Aufstieg nach First traf ich meinen Kumpel und fragte ihn nach einer Ibu, hatte er aber leider im Hotel vergessen. Gottseidank hatte ich noch eine Voltaren im Gepäck die das Knieproblem für den ganzen Tag behob. Ab jetzt lief’s.

Mittlerweile war die Sonne aufgegangen (immer wieder Gänsehaut) und es ging von First in traumhafter Landschaft mit Blick auf das Dreigestirn zum nächsten langen Aufstieg auf das über 2600m hohe Faulhorn, den höchsten Punkt der Strecke. Ohne meine Vorgabe Puls max. 130 zu überschreiten fing ich langsam an Plätze gut zu machen und mir ging es immer besser, die Wettbewerber hatten über 2000m anscheinend mehr zu kämpfen als ich. Nach 5h:30 kam ich gutgelaunt oben an und war – obwohl erst bei km34 – zuversichtlich heute das Ziel zu sehen. Ausserdem gab es ab jetzt das Wundermittel COLA in den Verpflegungen.

3 4

Jetzt ging es 21km von 2600m auf 900m runter, mal einfach mal technisch sehr anspruchsvoll. Obwohl ich bergab als Flachlandtiroler kein Held bin mache ich weitere Plätze gut. So erreiche ich nach 8h:15 die Verpflegung in Burglauenen, km54 und „Halbzeit“. Ich bin nur 20 Minuten hinter der Zeit von 2018 und total happy. Jetzt schnell Nudeln mit Tomatensauce reingeschaufelt, Kappe auf gegen die Sonne und weiter Richtung Wengen, auch in diesem Abschnitt wieder 700hm zu überwinden. In Wengen wartet dann die nächste Verpflegung aber auch der Scharfrichter der Strecke denn es geht auf den „Männlichen“. Nochmal 1000hm am Stück, davon 400 im Schatten und 600 in der prallen Mittagssonne durch die Lawinenverbauungen. Ich rede mir ein, daß es wie in Hawaii ist und damit genau mein Ding. So steige ich immer noch mit 800hm/Stunde bei Puls 120 und mache wieder viele Plätze gut denn den Mitbewerbern macht die Hitze mehr zu schaffen. Nach 1h:15 ist die Wand geschafft, und zum ersten mal bin ich auf einem Abschnitt schneller als vor 4 Jahren und mittlerweile bei km72. Wenn ich mir jetzt nichts mehr breche komme ich nicht nur ins Ziel sondern auch in einer guten Zeit, also weiter. Die nächsten 10km gehen immer hoch und runter, erst Richtung kleine Scheidegg, dann zum Start der weltberühmten Lauberhornabfahrt und diese über Hundschopf und Minschkante hinab (Skifans denken an Beat Feuz) zurück zur kleinen Scheidegg. Mir geht es muskulär immer noch super, leider spielt mein Magen verrückt, sodaß ich nichts mehr essen und auch nur noch begrenzt trinken kann. Also kurzer Verpflegungsstop (geht eh nix rein) und weiter. Mittlerweile kann ich sehr oft keinen Teilnehmer mehr vor oder hinter mir sehen – ich muß also deutlich nach vorne gespült worden sein. Jetzt geht es hoch zur Station Eigergletscher, hier war vor 4 Jahren der Rennabbruch wegen Gewitter. Diesmal sehe ich zwar nur eine einzige dunkle Wolke und denke „nur nicht nochmal Gewitter“. Als ich an der Station vorbeilaufe kann ich mein Glück kaum fassen – endlich laufe ich unter der Nordwand entlang auf dem Nordwandtrail gen Grindelwald. Also wieder 1250hm bergab und es wechselt zwischen steil und sausteil.

Nach dem langen Abstieg ist man dann kurz vor Grindelwald und kann den Zielsprecher schon hören. Um auf die 100km zu kommen haben die netten Schweizer aber dann noch ein Schmankerl eingebaut, nochmal 350hm hoch nach Pfingstegg. Jetzt werde ich im Aufstieg langsamer weil mir wegen der Magenprobleme der Sprit ausgeht und verliere noch ein paar wenige Plätze. Ist wegen der Aussicht auf das Zielbier aber egal. Nun den Buckel wieder entspannt runter und über die Hauptstrasse in Grindelwald zum Zielbereich. Kurz davor erwartet mich mein Kumpel Rainer. Nach 16h:18 also deutlich vor der besten von mir angepeilten Zeit erreiche ich überglücklich das Ziel.

5 6

Damit ist das Kapitel Eiger Ultra im dritten Anlauf dann endlich erledigt, nach Zielbier und mit Finisher Shirt geht es zurück ins Hotel. Vom Balkon können wir den ganzen Abend noch die Stirnlampen der Läufer unter der Nordwand beobachten. Bis der letzte nach 25h im Ziel ist haben wir fast schon ausgeschlafen.

Da die Triathleten Freunden von Ergebnislisten sind hier noch die wichtigsten Fakten:

  • Sieger: Shen Jiasheng in 10h:44 (also 6:45/km), unvorstellbar
  • Siegerin: Katharina Hartmuth 13h:37, ebenso abgefahren
  • Mein Ergebnis: 16h:18 (also 9:47/km), 55. Gesamtplatz, 9. in der AK 50 mit gut 2h Rückstand auf den Sieger der AK

Höhenprofil

Euer Didi

zurück zur Startseite

zur Nachrichten-Übersicht


Kontakt

Triathlon Team
DSW Darmstadt

info@dsw12.de
www.triathlon-darmstadt.de