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Felix Schwarz berichtet: die Bundesliga endlich wieder zurück am legendären Schliersee

Hoch verehrte Damen und Herren. Mir wurde zu Ohre getragen, dass der meine Rennberichte derweilen durchaus nicht wenigen Triathleten und Triathleusen bekannt sind. Es ist also nicht unrealistisch anzunehmen, dass die folgenden Zeilen einen größeren Impact auf die Menschheitsgeschichte haben werden als ein Bibelvers. Dies zum einen und der Sponsoren wegen zum anderen sollte Wortwahl jugendfrei, sachlich und werbefreundlich gewählt werden und ich von meinen gelegentlichen Abschweifungen zum entkleideten Oberkörper von Fabian Kraft Distanz wahren.

„Sollte“ – denn natürlich kann man auch einen verpimmelten Fick draufgeben und verbalen Sexualabschweifungen freien Lauf gewähren lassen. Sponsoren und Triathleten, die mit Sattelstange aber ohne Sattel ihre Radausfahrten genießen, wäre dadurch ein Gefallen getan, aber wir sind hier schließlich nicht auf der DTU Seite, sondern bei der DSW-Internetseite. Wer hier gelandet ist, hat wohl wirklich nicht viel Spaß im Leben und kann ein paar der Norm abtrünnigen Zeilen wohl gebrauchen.

Jetzt wo die Fronten geklärt sind, können wir zum wesentlichen kommen. Und zwar warum es Bitburger noch immer nicht geschafft hat im Zielbereich der Triathlon Bundesliga für alkoholhaltige Getränke zu sorgen. Ihr seid eine fucking Brauerei, also verhaltet euch doch auch bitte so und habt im Hinterkopf, dass nicht jeder in der durch euch finanzierten 1. Triathlon Bundesliga ein Athlet ist. Denkt doch auch mal an die, die erst ins Ziel kommen, während das drittplatzierte Mädel interviewt wird.

Naja, ich erwarte Besserung in Zukunft. Nun zum Rennen am Schliersee. An fing das Gedankenspiel „Schliersee und der Dicke“ bereits in Berlin. Den DSW-Mathematikern fiel auf, dass bei einer Athletenanzahl von 1 dem DSW in etwa 4 weitere Personen fehlen, um ein fünf-köpfiges Bundesliga-Team an den Start zu bekommen. Eine Rechenaufgabe, der die Hylo-Bosse wohl nicht gewachsen waren. Man runzelte in Darmstadt die Stirn und beschloss letztendlich, dass wenn schon sportlich am Schliersee nix zu holen sei, man doch wenigstens seinen Spaß haben solle und packte kurzerhand die Leute ein, die für eine gute Stimmung sorgen würden. Nachdem nun die ganze Zweitliga-Mannschaft in den DSW-Bus geladen war, erwies sich noch immer ein Startplatz als unbesetzt und da ich sportlich in Berlin mehr als überzeugte, wurde auch ich mit eingepackt. Natürlich wollte ich das Wochenende, wie ein regelmäßiger Nutzer des 9€-Tickets, in vollen Zügen genießen und lud mich selbst schon zum Freitag in die Casa Hauck-Pignède ein. Der Abend resultierte in einem hopfenbegleitetem Tête-à-Tête mit meinem Lieblingsfranzosen und Besitzer des längsten Pferdeschwanzes und der schönsten Frisur der Triathlon Bundesliga zugleich.

Das ein oder andere Malz-Getränk könnte an dem Abend geleert worden sein. Meine abgemagerten 83,9 Kilo (nach Kotierung) sorgten für härtere Schäpperei des Alkohols in meinen Blutbahnen als ich gewohnt war und so ließ ich mich von Thomas in das aufgrund des Ausgangs der weiblichen Ehe-Hälfte zu 50% leere Ehebett verleiten. Selten schlief ich fester und träumte schöner.

Für den Folgetag war die Anreise in das einzige Bundesland geplant, welches gleichwertig zum Saarland gute Biere zu produzieren vermag. Die geplante Abfahrtszeit von 9 Uhr wurde mit einer geringen 90-minütigen Verspätung zwar knapp verfehlt, den Namen des Schuldigen möchte ich aber hier nicht öffentlich nennen. Mein Scott, das kann doch jedem mal passieren. Der Stimmung brachte dies keinen Abbruch und so befanden sich die DSW-Party-Busse zu Layla-jammend auf dem Weg in Richtung Schliersee und die für uns reservierte Unterkunft. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dieser um eine Art Bauernhof. Pfauen, Hühner und diese Viecher, die wie Strauße aussehen, aber keine sind, leisteten uns Gesellschaft und ein Schaf fand besonderen Gefallen dran, die durch die Vorabend-Besprechung ausgelöste fokussierte Meeting-Ruhe, inklusive Joke- und Handyverbot, durch ein gelegentlich gemähtes „braaaaaaa“ zu unterbrechen. Zwei Gerstensäfte später war dann aber auch schon Nachtruhe und die Athleten zogen sich einzeln in ihre Einzelzimmer zurück. Zumindest offiziell.

Der Wettkampftag begann entspannt mit einem Stuhlgang um 6, dem Wecker um 7 und dem Frühstück um 8. Neben achteinhalb kleinen Brötchen und 200 Gramm Müsli tischte unsere Herbergsküche auch zwei Stängel Weintrauben für uns 9 Athleten und drei Betreuer auf. Ein Festmahl wohl wahr, aber keine schlimme Gegebenheit. Die vorabendlich verspeisten drei Pizzen lagen wohl noch gut und aktivierten das Sättigungsempfinden. Auch wenn folgender Fakt das Niveau des Textes nochmal deutlich nach unten verzerren wird, komme ich aus purem Stolz nicht drum herum euch meinen neuen quantitativen Erleichterungsrekord mitzuteilen. Ich übertraf mit 5 Latrinenbesuchen am Wettkampftag vor Wettkampfbeginn meinen zuvor in Berlin aufgestellten Höchstwert von 4. Was ein Scheiß.

Nun ging alles ganz schnell. Wie ein Schwein, dass zum Schlachter geführt wird, ließ ich mich zum See kutschieren. Ein wenig eintraben, Layla hören, ab in den Suit und ran an den Speck. Die Final-Countdown Musik ertönte. Noch im Februar erfreute ich mich daran, den Track ein erstes Mal gehört zu haben, ohne Gänsehaut am ganzen Körper zu bekommen. Nach Berlin und Schliersee wird es wohl wieder eine gewisse Zeit dauern, bis ich beim Ertönen des Klassikers nicht gleich aus Instinkt einen 50 Meter Sprint auf den Teppich knallen möchte. „On your Marks“. Eine Sekunde verging, zwei, drei. Endlich erfolgte der Startschuss und wie auch in Berlin erwies ich mich als Usain Bolt unter den Triathleten.

Zwei drei schnelle Schritte und ich hatte drei Hellwig (saarländische Maßeinheit) Abstand zu meinen Verfolgern. Keine Seele rechts oder links neben mir. Kurz war ich mir nicht sicher, ob ich einen plötzlichen Herztod erlitten und mich auf dem einsamen Weg in Richtung Himmel oder Hölle befand. Doch jetzt war keine Zeit zum Denken, sowieso eine der wenigen Sachen, in der ich noch schlechter bin als im Laufen. Ich folgte meinem zuvor lange durchdachten Plan: „Egal was du machst, komm bitte nicht so rotze blau aus dem Wasser, wie in Berlin“. Und genau das tat ich dann. Auf Zug, aber nach meinem Tempo schwamm ich auf die Boje zu. Absolut kontrolliert und doch recht schnell. Es fühlte sich genial an. Fast nach Schwimmen. Ein Gefühl, welches ich zuletzt unter der Trainingsleitung von Julia Seibt 2018 empfand. Entspannt genehmigte ich mir eine köstliche Hüfte nach der anderen, bedankte mich für 20 Meter Wasserschatten und schwamm mein Tempo weiter. Erste Boje – „jetzt gibt’s auf die Fresse“. Doch fern davon. Mit Samthandschuhen betätschelten mich die anderen Athleten. War das hier Bundesliga oder eine Thai-Massage? So ging es weiter. Kollaboriertes Schwimmen um alle Bojen. Auch wenn ich mir sicher war, dass wir erst drei der vier Bojen passiert hatten, befand sich der Zug auf dem Weg in Richtung Schwimmausstieg. Mir ging es immer noch prächtig und so sah ich mich mal um, wer denn so bei mir rumkrebst und wie gut denn mein Schwimmen wohl sein würde.

Auf einmal sah ich einen roten Anzug neben wir. Doch in einem komischen Winkel schwimmend. Voll auf Kollisionskurs mit mir. „Gut, ein Buschhüttener. Soll er machen, egal wer es ist, ich bin dicker und Gewinne die Kollision im Zweifelsfall“, sagte mir mein Unterbewusstsein. Doch zum Aufprall kam es nicht. Im letzten Moment drehte der Rote ab und orientierte sich an der Schwimmrichtung des restlichen Feldes. „Was ein Vogel“ dachte ich mir. Als sein Arsch inklusive Nachnamensaufdruck wenige Meter später meine Kopfhöhe passierte, stellte sich raus, dass es genau dieser war. In derselben Sekunde schwamm eine weitere einstellige Startnummer im roten Anzug auf meiner anderen Seite vorbei. Jetzt wusste ich, dass mein Schwimmen gar nicht so schlecht gewesen sein konnte. 28 Athleten mussten Schaulustige am Schwimmausstieg zählen, bis man mich meine in Fettlappen eingepackten Rippen aus dem Wasser hieven sah. Seit 3 Monaten sammele ich zweiwöchig eine Schwimmeinheit, nachdem ich 3 Jahre nur in der Badewanne mit Wasser umgeben war. Das ist deutsche effizient! Ich kann es immer noch.

Ich spazierte folgend aus dem Wasser heraus und genoss den Weg in Richtung Wechselzone ohne jegliches Anzeichen von Laktat. Helm an, Rad aus der Halterung und dann zum Aufstieg. Doch bei diesem vernahm ich ein unschönes Geräusch. Ein stumpfes klackern verriet, dass mein Rad sich des linken Schuhwerks entledigte. Frech, dabei fahre ich die Platten doch erst seit der Jugend A. In meinem Kopf vollzog ich den Calculus. Radgruppe oder Radschuh? Die Entscheidung fiel einvernehmlich mit meinem Geist, aber gegen den Willen meines linken Ballens.

Tatsächlich erbrachte mir mein Opfer die zweite (große) Radgruppe. Welch ein Geschenk Gottes so eine schlecht funktionierende Radgruppe doch ist, in der man sich hinten reinsetzten, seine Hoden durchlüften und dabei doch Sekunden auf die Athleten dahinter gutmachen kann. Die durchschnittlich zu leistenden 30 Watt im hinteren Gruppenfeld erlaubten dann sogleich die ersten Schwätzchen mit anderen Genießern im Feld. „Ich freu mich schon auf den Rennbericht“ war ein Satz, den ich während des Rennverlauf dreimal hören durfte. Cool, dass so ein gequarke gelesen wird. Danke Jungs*innen.

Schon bald war der Wendepunkt erreicht, der dem Feld einen Überblick über die Athleten vor und hinter einem selbst geben sollte. Dies war der Zeitpunkt, in dem ich den späteren Zweiten, Jonas Breinlinger das erste Mal erblickte. Ich sah direkt, der Junge ist auf einer Mission. Wie ein Heckspoiler bei einem Formel-1 Auto drückten die Eier des Hylo-Athleten den antreibenden Hinterreifen auf den Asphalt. Dem No-Name-Buschhüttener, der durch unglückliches Schicksal an seinem Hinterrad kauen musste, stand der Belastungs-schweiß so deutlich auf der Stirn, dass er von der anderen Straßenseite festzustellen war. Mann hätte ich den Breinlinger gern live am Berg gesehen, aber nein, ich musste den Hügel ja selbst hochstrampeln. 390-leck-mir-die-Eier-Höhenmeter galt es zu überwinden. Dennoch, kein Grund zur Sorge. Im Vorfeld des Wettkampfes sammelte ich fleißige 38 Rad-Kilometer inklusive 5-maligem Seelbacher-Berg KA. Das musste doch reichen.

Beim Schliersee-Berg verfolgte ich dieselbe Renntaktik, wie beim Schwimmen. Ich wollte mein eigenes Tempo von Beginn an fahren – und das tat ich auch. Zwar verlor ich den Anschluss an die Gruppe, doch pedalierte ich schneller auf den Berg, als ich erwartete. Lange dauerte es, bis vereinzelte Athleten auf mich aufschlossen, die es in keine Radgruppe geschafft hatten. Einer der ersten war ein Berliner mit „Frommhold“ auf dem Anzug. Berlin muss wohl auch verzweifelt nach Athleten gesucht haben, wenn sie sogar auf solche No-Names zurückgreifen müssen. Als er mich dann etwa nach der Hälfte des Berges ein- und überholte, entstand ein alles-sagender Blickkontakt zwischen Nils und mir. „Ich bin zu alt für den Scheiß“ musste gar nicht erst gesagt werden. Frommhold nickte.

Kurze Zeit später kämpfte sich Jaspar mit seinen 84 Kilo an mir vorbei. Mit 100 Gramm sogar schwerer als ich und somit die neue Nummer 1 im Feld. Was ein Fettsack. „Ah du bist also der Horst, der seinen Stiefel in der Wechselzone vergessen hat“ – „Ja, ist schließlich alles unnötiges Gewicht am Berg“ war die Konversation, die ich mir kurz vor dem totalen Versagen meiner Lunge noch leisten konnte. Vor Erreichen des Gipfels überholten mich dann auch meine Teamkollegen.

Ich konnte aus materiellen Gründen nicht folgen. Der Eierbecher, welchen Uwe „Mähhhhhh“ Drescher als Aero-Helm zweckentfremdete, ließ mir keine Chance. Auf den letzten Radmetern merkte ich dann doch, dass mich die letzten Minuten ganz schön zerstört hatten und ich nicht mehr zu 100% mit dem Kopf da war. Beinahe hätte ich den Priester gemacht und wäre noch bis Kilometer zwei der Laufstrecke im Sattel geblieben. Doch ich stieg anders als die Hertha noch zur rechten Zeit ab und bereitete mich auf eine langweilige Laufstrecke vor. Denn für gewöhnlich befinden sich schon längst alle Zuschauer und Athleten am Bittburger Stand, wenn ich mich auf die finalen 5 Kilometer begebe. Doch diesmal war der Lauf nicht sonderlich eintönig. Die Rennorganisation leitete die Laufstrecke an einem sehr schönen Bergsee entlang und ließ zudem den Frauenstart lediglich 10 Minuten nach dem Herrenstart erfolgen. Somit hatte ich beim Laufen eine wunderbare Aussicht und auch die Landschaft war schön. Das mich mein großes Vorbild und Sexidol Tim Siepmann inklusive Körper-Kontakt auch noch zu Beginn des Laufens überholte, machte die darauffolgenden 500 Meter sehr, sehr hart. Ich lief, wie der Livestream-Kommentator Thorsten anerkennend feststellte „deutlich vor der ersten Frau“ ins Ziel.

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Meinen Zieljubel ließ ich mir auch diesmal nicht entgehen. Ich verliere mit Anstand, genieße dabei jeden verfickten Meter bis ins Ziel, auch wenn die Rennleitung aus uns Triathleten Reinhold Messners machen möchte und uns jeden verdammten Höhenmeter in ganz Deutschland ablutschen lässt. Ich finde es ja ganz lustig, dass sich ganz Deutschland über den Dicken aus dem Saarland lustig machen kann, dennoch wäre es so langsam mal gut, wenn für den DSW mal jemand an den Start gehen könnte, der in der Bundesliga mehr verloren hat als einen Radschuh.

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Bitte macht euern Scheiß alleine!

Euer Felix Schwarz.

PS: Mein Handy ist in der Woche vor Nürnberg natürlich trotzdem auf laut.
PPS: Geht auch nicht anders, dieser Vibrations-Switch meines iPhone 5 ist nämlich seit zwei Tagen kaputt.
PPPS: Prost

Damit die anfängliche Bibelversbedeutung des Textes auch eintritt, kann ich euch nur empfehlen es Moses gleich zu tun. Teilt das Ding! Peace out Homies.

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