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Ötillö Swimrun Cannes

Ein nebliger, kühler, grauer Herbsttag in Deutschland. Sehnsüchtig betrachten wir auf dem Handy Live-Bilder von Läufern in Pinienwäldern unter strahlend blauem Himmel und von Schwimmern im klarem Meerwasser der Côte d’Azur. Da sollten wir jetzt auch sein. Doch die Corona-Lage im Herbst 2020 ließ es leider nicht zu.

Ein Jahr später, am 17. Oktober 2021, stehen auch wir, mein Mann Martin Fleischhauer und ich, endlich voller Aufregung und Vorfreude in der Startbox für den Ötillö Swimrun World Series in Cannes. Auf uns warten 36,7 km (Trail-)Laufen und 8,2 km Schwimmen, verteilt auf jeweils 10 Abschnitte, die im Zweierteam absolviert werden. Der Start erfolgt im Fort Royal auf der Île Sainte-Marguerite, die der Stadt Cannes vorgelagert ist. Der Sonnenaufgang, den wir bei der Schifffahrt zur Insel erleben, der blaue Himmel und die (Tages-)Temperaturen von ca. 21 Grad (sowohl Luft als auch Wasser) versprechen beste Bedingungen.

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Schon bei der ersten, knapp 7 Kilometer langen Laufrunde um die Insel sehen wir, dass die Ötillö-Racedirectors wieder mal nicht zu viel versprochen haben: „Unique races in unique places“ trifft auch auf dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu, wie bereits bei früheren Rennen in Hvar (Kroatien), Utö (Schweden), im Schweizer Engadin oder an der Mecklenburger Seenplatte. Und so wird der Teil des Fernwehs in unserem Team namens „Ambition meets wanderlust“ erneut mehr als zufrieden gestellt.

Beim ersten 1000 Meter Schwimmen rund um das Fort überholen wir einige andere Teams und erfreuen uns an den angenehmen Schwimmbedingungen im superklaren Wasser. Es geht weiter zur zweiten Inselrunde. Nach der Hälfte wird diesmal noch die kleinere Île de Saint-Honorat mitgenommen. Ötillö wird seinem Namen „von Insel zu Insel“ gerecht und so schwimmen wir die 800 Meter zur Nachbarinsel und umrunden auch diese. Der Rückweg führt über eine besondere Attraktion: ein Unterwasser-Skulpturenpark. Da wird das Schwimmen gleich noch kurzweiliger.

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Zurück am Hafen der Île Sainte-Marguerite dürfen wir den Rückweg zum Festland diesmal aus eigener Muskelkraft bewältigen. 1400 Meter lang ist die Strecke, die zur Sicherheit mit Boje geschwommen wird.

Das Rennen bietet viel Abwechslung und Kontrastprogramm. So bahnen wir uns am Sonntag zur Mittagszeit unseren Weg entlang der mondänen Strandpromenade von Cannes, vorbei an Hafen und Palais des Festivals, und müssen dabei aufpassen, dass wir nicht über die offenbar trendigen Schoßhündchen der schicken Flaneure stolpern.

Nach dem nächsten 1000 Meter Schwimmen entlang des Strandes und vor dem längsten Laufabschnitt von 7,5 Kilometern wird uns „une petite surprise“ angekündigt: Ein Kriechtunnel unter einer Straße hindurch. Von oben bis unten voller Sand stöhnen wir etwas angesichts des bevorstehenden Laufs. Glücklicherweise bringt ein Brunnen ein paar Hundert Meter weiter Erleichterung. Nun lassen wir die geschäftige Stadt hinter uns und es geht aufwärts zum Hügel „La Croix des Gardes“. Natur pur, Ruhe und traumhafte Ausblicke über Stadt und Meer erleben wir beim Lauf über den „Gesundheitspfad“. Durch die Altstadt geht es zurück zum Wasser, wo wir die letzten Sandkörner am Körper abspülen und weitere in den Schuhen einsammeln.

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Der zweite Hügel steht bevor und das Angebot an den Verpflegungsstellen bekommt nicht allen Mägen: Schokokugeln, Gummizeug, Trockenobst und Käsetoast sind doch sehr speziell. Gut, dass wir auch eigene Vorräte in den Taschen der Swimrun-Neos mitführen. Leider geht den Helfern mit der Zeit auch das Iso-Getränk aus. Da unser Anspruch nicht in einer Bestzeit liegt sondern hauptsächlich darin, rechtzeitig an allen Cut-offs-Points zu sein und es sicher ins Ziel zu schaffen, sind wir eher weiter hinten im Feld und warten zum Teil sogar, bis neue Getränke angerührt sind.

Wie wir aus früheren Rennen wissen, sind die Schweden offenbar hart gesotten und die schwedischen Organisatoren immer für Herausforderungen und Überraschungen gut. Der Aufstieg zum zweiten Hügel von Cannes erfolgt steil nach oben über eine stillgelegte, zerfallene Bergbahntrasse. Hier zeigt sich einmal mehr die angenehme, familiäre Atmosphäre dieser Rennen. Gemeinsam mit anderen Teams kämpfen wir uns nach oben, nicht in einem verbissenen Konkurrenzkampf sondern in einem kollegialen Miteinander, bei dem man sich auch mal den Vortritt an einem Brunnen lässt und sich gegenseitig nach der Verfassung erkundigt. Der Abstieg verläuft Ötillö-gerecht quer durch die Natur in einem Bachbett, inklusive Klettern über umgestürzte Bäume, weitere Kriechtunnel etc. So kann ein 5-Kilometer-Laufabschnitt auch mal eine Stunde dauern. Amüsiert stellen wir fest, dass man sich nach mehreren Rennen an das skurrile Bild von Leuten gewöhnt, die im Neo mit Bademütze, Schwimmbrille und Paddles über Hügel kraxeln.

Die letzten vier Schwimmen mit insgesamt 2400 Metern stellen hauptsächlich kälteempfindliche Teilnehmer noch einmal richtig auf die Probe. Bisher war das Verhältnis von Schwimmen und Laufen sehr ausgeglichen. Nach jedem Abschnitt freuten wir uns wieder über den Wechsel in die andere Disziplin. Auf den letzten Kilometern jedoch überwiegt das Schwimmen, und die Laufstrecken dazwischen reichen nicht allen aus, um wieder auf Temperatur zu kommen.

Nach einem abenteuerlichen Tag voller schöner Naturerlebnisse und Herausforderungen erreichen wir glücklich, stolz und leicht unterkühlt nach 7 Stunden und 58 Minuten das Ziel auf dem Ponton des Hotel Martinez. Das Siegerteam hatte bis dahin bereits 3,5 Stunden Zeit sich auszuruhen.

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Wer mal etwas anderes sucht als Schwimmen, Radeln, Laufen und die Bewegung in der Natur liebt, dem seien die Ötillö-Rennen oder überhaupt der Swimrun sehr empfohlen! Im steten Wechsel zwischen Laufen und Schwimmen (ohne Umziehen; nur Schwimmbrille hoch oder runter) liegen viel Spaß und Faszination. Die Natur gibt dabei die Strecke vor. „Wenn der Trail nicht am Ufer endet“ heißt es auch.  Inzwischen sind auch Einzelstarter zugelassen und am Tag vor dem World Series Rennen gibt es mit Experience und Sprint auch kürzere Wettkämpfe.

Wir haben jedenfalls viel Sonne getankt und werden mit den schönen Bildern aus Cannes kommende trübe Herbsttage besser aushalten.

Moni Behrens

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