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Cesenatico II

Dunkelgraue Nebelschwaden durchziehen den unendlichen Raum. Irgendwo aus den Tiefen des Nebels  höre ich eine unscharf, verschwommen Stimme. Eine Stimme die mir irgendwie bekannt vorkommt, die ich aber nicht greifen/zuordnen kann.  Die Worte, ich erschauere, versuche einen Sinn zu erkennen:

> Den Tennisball bitte schön in der Faust halten. Mit dem Tennisball in der Faust schwimmen. Den Zugarm,die Schulter lang nach vorne schieben. Dann mit dem gesamten Unterarm Wasser fassen, Druck aufbauen und lang nach hinten ziehen < Dann wasserschlagende Geräuche.

So langsam bekommt die Stimme ein Gesicht. O. Gott, das ist Bennys Stimme, es ist Schwimmtraining.

Ich versuche durch den wabbernden Nebel der mich umgibt zu dieser Stimme zu kommen, aber ich komme nicht voran. Ich will mich bewegen, aber nichts geht. Ich versuche zu rufen, aber niemand hört mich.

Dann ein Stoß in meine Rippen, ich zucke zusammen, öffne die Augen und erschrecke. Mann o Mann, ich liege im Bett und habe geträumt ich hätte Bennys Schwimmtraining verpasst. Moni hat mich angestumpt weil ich wie wild mit den Armen gerudert habe.

Das kann doch nicht sein, hat mir da mein Unterbewusstsein, oder das Alzheimer Langzeitgedächtnis, oder vielleicht doch der Vino Tinto gestern Abend, am ersten Abend des Trainingslagers in  Cesenatico einen Streich gespielt? Hat mich glattweg um 40 Jahre verjüngt?  Klar, Benny hat gestern Abend die Anweißung gegeben,  jeden Morgen geht es um 7Uhr ins Wasser. Aber natürlich nur die Jugend, nicht alte Männer!

Um 11 Uhr dann die erste Radausfahrt. Fünf Gruppen. Wären vielleicht Schüler C mit Bobo für mich die richige Leistungsklasse? Benny meint, ich könnte bei ihm mitfahren. O.K., wenn der Cheftrainer das sagt dann soll es so sein. Eine frei zusammengestellte Tour. 88Km waren angesagt. Montetiffi rauf, runter. Dann nach Sagliano al Rubicone hoch. Müsste ich eigentlich packen. Hatte mich ja im Germanwinter etwas eingefahren. Es geht auch gleich zügig los. Hohes Anfangstempo, die Tachonadel immer bei 30-32km. Verdammt die Jugend schläft nicht.

Obwohl ich alle Strecken in den vergangenen Jahren schon mehrfach gefahren war muss sich hier gewaltig etwas verändert haben. Die Straßen sind so schlecht oder gut wie früher, nur, anstelle Geld in den Straßenbau, in den Teerbelag zu investieren müssen die Italiener die Berge höher u. steiler, ich denke ich darf das mal klar sagen, – höher u. noch steiler -, gebaut haben. Sicherlich wurden alle Subventionsgelder aus dem EU Topf, von Brüssel, über Griechenland, nach Italien umgeleitet, einzig und allein – nur – um die Berge höher und die Straßen steiler zu machen? So, und nur so kann es gewesen sein? Deshalb hat Griechenland auch kein Geld? An mir kann es beileibe nicht liegen!

Irgendwie schaffe ich es trotzdem da dran zu bleiben. Bin dann fix u. fertig im Hotel, knalle mich in einen Liegestuhl am Pool in die Sonne und was fällt Benny ein, der schickt seine Jugendlichen noch eine Runde laufen. Hart anlaufen, Tempo halten. Versehen mit dem dezenten Hinweis, 18 Uhr ist Athletik am Strand. Ich wusste gar nicht, dass Benny so humorlos ist?

Die nächsten Tage, natürlich brauche ich nicht schwimmen, natürlich überfällt mich auch kein Alptraum mehr. Ich bin nachts viel zu fertig um zu träumen (u. der Rote zum Abendessen ist viel zu gut). Es geht  weiter auf dem Rad.  Und, ich muss noch einmal darauf zurückkommen. Diese Steigungen. Dank Garmin bin ich jetzt auf dem Laufenden. Wie oft fahren wir an eine Rampe ran und ich denke, Benny, wo hast du nur den Klettergurt, die Steigeisen, Pickel und das Sicherungsseil für diese Rampe hinterlegt. 20, 22° Steigung, auf 500-1000m.

Wer kann mir die Frage beantworten: Wie viel Watt/Leistung muss ich aufbringen um eine Länge von 500m, bei 22° Steigung, mit einem Körpergewicht von 82kg, und einer Geschwindigkeit, so kurz vor dem Umfallen, ~ 8-10Km/h zu bewältigen? Und vielleicht noch als besondere Fleißaufgabe: Welche Knochendichte brauche ich, dass meine Knochen, Schien- oder Wadenbein, oder der Oberschenkelknochen, sich nicht verbiegen? Die Arthrose im Knie lässt grüßen.

Dann der erste Ruhetag. Heißt es nicht, am Ruhetag sollst du ruhen? Ich glaube Benny kennt den Begriff – Ruhen – nicht? Natürlich müssen alle morgens ins Wasser, damit die Jugend/Schüler nicht übermütig werden wird ein Shuttel, Abfahrt/Ankunft alle 2Std. zum nächsten Einkaufscenter organisiert. 18 Uhr dann Athletik und ab ins Bett. Das soll Ruhen sein?

Der nächste Trainingsblock. Ich bringe es nicht mehr zusammen: Also immer schwimmen, dann laufen, dann radfahren, dann laufen, dann athletik, dann laufen, dann radfahren, dann wieder schwimmen. Mir wird schon ganz schwindlig.

Der Wetterbericht: Obwohl die ganze Woche die Sonne geschienen hat soll es am Samstag regnen. Eigentlich unvorstellbar, strahlend blauer italienischer Himmel, und am Samstag soll es regnen. Also, was tun, Freitag Nove Colli, hi, hi.! Natürlich nur Steffen, Oli, Luka und Markus aus Viernheim. Die anderen einfach eine ähnlich lange, aber angepasst Tour. Wir Harten, also Moni, Görd und ich den cinque colli.

Am Samstag dann Regen, Regen,Regen. Und? Ruhetag? Benny, Benny, der Quäler. Natürlich morgens schwimmen, abends athletik, darüber brauchen wir nicht mehr zu reden. Und und und, Martin Westermann sei dank. Da wird ein Quiz von vor 10 Jahren, mit Fragen über Cesenatico, rausgezogen, angereichert mit so kleinen Gemeinheiten wie: Wer macht die meisten Liegestützen, wer erzählt den besten Witz auf Italienisch und kann ihn auch noch auf Deutsch übersetzen, usw.. Die Aufläsung im nächsten Bericht. Vorab kann ich verraten, die Siegermannschaften bekamen je ein riesengroßes Schokoladen-Osterei. Benny hat ja doch Humor!

Dann, nach dem Regen/Ruhe/Quiztag beginn der nächsten Trainingsblocks. Sonntag morgens nur Regen und eisig kalter Ostwind. Aber egal, morgens ist eh schwimmen angesagt u. somit alles u. jeder nass. Gegen Mittag trocknen die Straßen ab der kalte Wind bleibt. Ergo, 16Uhr ist >>Radrennen>>! Kriterium>>! angesagt>>!

Alles in einem abgesperrten INDUSTRIEGEBIET; Mehrere Teams werden nach Alter u. Geschlecht gebildet. Wie genau das war? Sorry, weiß ich nicht mehr. 45 Jugendliche müssen ja irgendwie fair aufgeteilt werden. Der letzte hinten fliegt nach jeder Runde raus. Leider, so hart es klingt, Luka fliegt nicht hinten sondern in einer Kurve raus. Haut auf rauhem Asphalt macht sich nicht besonders gut. Eher nicht gleitfähig. Dementsprechend einige Schrammen u. Abschürfungen. Aber Haut wächst nach, alles wird gut. Das Rad, etwas kaputt, aber auch das Problem ist zu beheben. Benny, als ehemaliger A-Lizenz-Fahrer lässt es sich nicht nehmen in einem Team mitzufahren, bekommt dafür auch von den Jugenlichen ein großes Lob. Tenor: Dann weiß er wenigstens wie wir bei dem kalten Wind frieren!

Montag, der offiziell vorletzte Trainingstag. Es regnet nicht mehr, klarer blauer sonniger Himmel. Unklar bleibt, wie warm es wird. Alle noch einmal auf eine lange Tour. Görd, Gunter, Herrmann und ich wollen den zweiten Teil des Nove Colli fahren. Also zeitig los. Einstieg über Ponte dell Uso, über Montefiffi hoch nach Perticara. Rechts die Berge. Am Samstag u. Sonntag hat es bis auf 800m runter geschneit. Oben, in Perticara ist es schon eisig kalt, auf der Abfahrt nach Novafeltria frieren mit fast die Hände ab.Somit,danke das wars für mich, heimfahrt. Görd u. Gunter, nur die > Harten < kommen in den Garten, fahren natürlich weiter und durch. Meine Hochachtung!

Dienstag, eigentlich der letzte Trainingstag. Wolkenverhangen, Temperatur um 5°C. Benny hat alle noch einmal zu einer kleinen Abschlussrunde über 40Km geladen. Alle eingepackt mit Winterhosen, Winterjacken, Handschuhen, Überschuhen, Schals, Mützen, bis auf,den härtesten aller >Harten<  Diva Frank Brussig. Die letzten Sonnenstrahlen, und sind sie noch so von dichten Wolken verdeckt, müssen mitgenommen werden. Frank Brussig fährt kurz!

Und ganz zu Schluss, gleich ist Schluss, auf dieser kleinen Ausrollrunde, wir stehen vor einer gesperrten Straße, müssen eine Umleitung fahren, und, wer kanns erraten???

Wir stehen wieder vor so einer Rampe. Zum Abschluss, das braucht doch niemand, noch einmal, mein Garmin  XT 9hundertirgendwas, zeigt wieder 24°.   Ich liebe Italien.

Um 18 Uhr am Dienstag Abend ist dann die ganze Meute wieder in den Bussen verpackt und es kehrt Ruhe im Hotel Riz in Cesenatico ein. Wieder ist ein tolles Trainingslager zu Ende, schade. Es war für mich mal wieder eine ganz tolle Erfahrung mit den Jugendlichen. Auch zu sehen was da von den Trainern für eine tolle Arbeit verrichtet wird. Ich denke die Saison kann kommen und die Jugendlichen die hier im Trainingslager waren werden in den Rennen sicherlich ganz vorne dabei sein.

Zum Abschluss noch einmal meinen Danke u. Hochachtung an Görd Gatermann. Görd, der die gesamte Radverpackung, seit vielen, vielen Jahren, erstmals Empuriabrava / Spanien, perfekt übernommen hat u. händelt. Mein Dank gilt auch den Trainern, natürlich Benny, Frank, Bobo, Claudia (TuS Griesheim, man nähert sich an), und was wäre das Nachwuchstrainingslager ohne die alte Garde, Gunter Kundel und Herrmann Füssler.

Guido Reisch

 

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