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Udo talks: Ironman Hawaii

Wir haben uns vor seine Start beim Ironman Hawaii auch mit Udo Weinmann unterhalten. Hier sind seine Antworten zu unseren Fragen.

Hallo Udo, dieses Jahr hast Du Dir beim Ironman in Frankfurt die Quali für Hawaii geholt und Dir damit vermutlich einen großen Traum erfüllt?

Udo: Das stimmt.

Udo, eigentlich bist Du – gelernter – Wasserballer, wie lange hast Du denn aktiv Wasserball gespielt?

Udo: Seit 1975 bis 2010 – 35 Jahre (ach Du liebe Zeit)

Wie kommt es, dass ein Wasserballer die Sportart wechselt und Triathlon macht? Bei Fußballern ist es ja bekannt, Knochen kaputt, Bänder gerissen, aber bei Wasserballern? Ehemalige Schwimmer wechseln zum Wasserball, aber Wasserballer ohne Wasser, auf einem Rad über Landstraßen u. zu Fuß durch Wälder, nicht gerade typisch?

Udo: Da ist was dran. Als junger Wasserballer kommen einem die Triathleten wie von einem anderen Stern vor. Unvorstellbar so einen Quatsch mal selbst zu machen.
Berufsbedingt war es mir jedoch irgendwann nicht mehr möglich zu den festen Zeiten ins Teamtraining zu gehen. Ich war viel unterwegs. Da musste ich mir was überlegen, denn Sport wollte ich weiterhin treiben. Da habe ich die Laufschuhe ausgepackt bzw bei Geschäftsreisen eingepackt und bin losgelaufen. Und da dachte ich, Radfahren sollte auch gehen, nimmst mal am Datterich teil – das war 2002.

Außerdem suche ich immer gerne neue Herausforderungen. Nach so vielen Jahren Wasserball und immer in der 2. Liga kam nichts Neues mehr. Die Chance auf Bundesliga  mit dem WVD war in weiter Ferne. Ich wollte außerdem mal ausprobieren, was möglich ist, wenn ich einen Einzelsport betreibe. Da gibt es nur einen der für Erfolg und Misserfolg steht. Und ich habe Neuland betreten, das hat mir auch gefallen.

Erzähl mal, wie kommt es denn bei deinen (ehemaligen) Wasserballkollegen an dass Du so komplett gewechselt hast oder spielst Du weiterhin (hin u. wieder) immer noch Wasserball?

Udo: Die haben gemerkt, dass mich da ein Virus befallen hat. Anfangs ist es mir auch schwer gefallen aufzuhören. Ich habe also noch von 2002 bis 2010 parallel Wasserball gespielt und Triathlon gemacht. Mit dem Ziel der ersten Langdistanz in Roth 2011 habe ich dann mit Wasserball komplett aufgehört – das hatte ich aber bereits vor der Saison auch so angekündigt.
Wasserball und Triathlon passen ohnehin nicht so gut zusammen. Beim Wasserball ist ständig Sprint und hohes Laktat angesagt und das für 1 Std. Das Training passt da einfach nicht zum Triathlontraining.

Macht Dich das Triathlontraining nicht zu langsam für die Anforderungen im Wasserball?

Udo: Ich habe jahrelang das Schwimmen für den Triathlon weiterhin mit Wasserball spezifischem Training gestaltet. Und bin damit aus meiner Sicht gut gefahren.

Aber es ist richtig, das jetzige Langdistanztraining würde mir die Spritzigkeit für Wasserball nehmen.

Nachdem dich also der Triathlonvirus befallen hatte, war der Ironman Hawaii vom ersten (Triathlon) Tag an bereits ein Traum/Ziel von Dir, da will ich auf jeden Fall mal hin?

Udo: Am Anfang nicht. Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Nach dem ich aber in Roth 2011 bei der ersten Langdistanz (ohne vorher eine Mitteldistanz bestritten zu haben) gleich eine Zeit unter 10 Std. aufs Parkett gelegt hatte, habe ich mir die Ergebnislisten mal angeschaut, um herauszufinden, welche Quali Zeit notwendig ist.

Und ab da war es ein konkreter Traum.

Jetzt ist ja so ein Ziel – Ironman Hawaii – mal von den sportlichen Erfordernissen ganz  abgesehen, doch ein riesiger finanzieller Aufwand. Kosten für Material, Trainingslager, Startgelder, Flüge, Wettkämpfe. Da kommt doch sicherlich ein richtiges Sümmchen zusammen. Was macht denn der Flair „Ironman Hawaii“ für Dich aus um diese Investition auf Dich zu nehmen?

Udo: Das Erlebnis eine Langdistanz zu finishen ist etwas Besonderes. Die Emotionen in Roth waren für mich unglaublich. Etwas zu schaffen, was man sich vorher nicht vorstellen konnte.

Und wenn man dann spürt, dass evtl. auch noch die WM auf Hawaii möglich ist, dann ist man auch bereit zu investieren. Neben Geld ist da aber auch noch die Zeit zu erwähnen. Ich habe Familie mit 2 Kindern und arbeite in der Softwarebranche. Das ist Zeitmanagement gefragt, um das Training in den Alltag mit einzubauen.

Und jetzt auf Hawaii weiß ich, warum ich all das auf mich genommen habe. Es sind unglaublich schöne Momente, die ich schon im Vorfeld des Rennens erlebe. Man spürt bei allen Anwesenden, dass etwas Besonderes in der Luft liegt. Die klimatischen Bedingungen sind speziell und lassen nicht auf Ausdauersport schließen. Einfach zum Genießen, was hier so alles abläuft.

Wie oft, oder anders gefragt, wie viel Jahre und wo überall hattest Du versucht die Quali zu schaffen?

Udo: Einen ernsthaften Angriff habe ich in diesem Jahr bei meiner dritten Langdistanz gestartet.

Die erste war 2011 Roth. Und 2012 bin ich in Frankfurt gestartet, um Erfahrungen zu sammeln, da ich mit dem AK Wechsel in diesem Jahr die Quali – wiederum in Frankfurt – schaffen wollte.

Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn es schon 2012 geklappt hätte, aber am Ende haben 6 Minuten gefehlt. Das Rennen damals lief gut und ich wusste, das ich auf einem guten Weg bin und was noch zu verbessern ist.

2013 habe ich dann genutzt um gezielt an meiner Radleistung zu feilen. Ich habe meinen Körper in 2013 auch nur bis zur Mitteldistanz belastet. Ich glaube, das hat sich in 2014 ausgezahlt.

Ich bin also bislang nur in Roth und 2x in Frankfurt gestartet. Auch wenn Frankfurt nicht unbedingt, das leichteste Rennen für eine Quali ist, wollte ich es vor der Haustür schaffen. Dort habe ich die Familie, sowie viele Freunde und Bekannte an der Strecke und der Reise- und Kostenaufwand beschränkt sich auf ein Minimum.

Die Vorbereitung über den europäischen Winter, auf einen Ironman ist sicherlich sehr hart. Wie hast Du denn dein Training, neben der Familie und dem Beruf organisiert/strukturiert?

Udo: Von Okt. bis Ende Feb. mit viel Laufen, Rad fahren 1x pro Woche auf dem Ergometer mit Intervalltraining und am Wochenende je nach Wetter ein paar Std. MTB oder bei gutem Wetter Rennrad.

Beim Schwimmen bin ich die ganze Saison maximal 2-mal pro Woche ins Wasser. Da hat mir enorm das Frühtraining geholfen und vor allem das Training von Vito – der unermüdlich versucht aus einem Wasserballer einen Schwimmer zu machen. Dafür bin ich dem DSW und ihm sehr dankbar.

Wann u. wie hast Du trainiert, hast Du (mehrere) Trainingslager gemacht?

Udo: Grob gesagt habe ich im Winter versucht jeden Tag bis auf Montag zu trainieren – das war mein Ruhetag. Ab März wurden die Einheiten länger und ab und zu habe ich dann auch jeden Tag der Woche zum Training genutzt. Beruflich und familiär bedingt wurde der Plan dann entsprechend angepasst und musste das ein oder andere Mal „gekürzt“ werden.

Auf ein Trainingslager habe ich verzichtet – wieder aus beruflichem und familiärem Grund. Ich bin so schon oft „unterwegs“ – da konnte ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren noch zusätzlich in ein Trainingslager zu fahren. Und ich glaube, das war nicht von Nachteil. Mit dem Wetter hatte ich allerdings in diesem Jahr auch Glück.

Zudem habe ich damit Reisezeit und Kosten gespart. 

Wenn ja, wie wichtig war das denn für Dich?

Udo: Trainingslager war nicht wichtig für mich. Ich habe mich hier auch bestens vorbereiten können.

Macht Deine Frau auch Triathlon?

Udo: Kurz und knapp: Nein. Sie ist nach wie vor sportlich aktiv, mit Wasserball – immer noch – als Schwerpunkt. Laufen ist nicht Ihre Lieblingssportart. Hinter einem Ball herjagen ist da mehr Ihr Ding. Sie unterstützt mich hervorragend, fiebert mit und gönnt mir den Erfolg im Triathlon. Ich bin Ihr und auch den Kinder für die Unterstützung absolut dankbar.

Wir treiben alle intensiv Sport, so dass da jeder Verständnis für den anderen hat. Hoffe ich zumindest. (Mal sehen, was mir da meine Enkel mal so berichten werden)

Jetzt hast Du in Frankfurt nicht nur die Quali geholt sondern auch eine richtig hammerharte Zeit mit 9:44:09 Std. hingelegt, dazu noch einmal unsere Gratulation. War das noch eine besondere Motivation für die danach kommende zweite harte Trainingsphase zum Ironman Hawaii?

Udo: Ja, auf jeden Fall. Wobei die Zeit zweitranging war. Hauptsache die Quali. Ich wußte, dass eine Zeit von 9:45 reichen sollte. Und darauf hatte ich hin gearbeitet. Platz 6 in der AK und damit die sichere Quali war dann das Sahnehäubchen.

Wie verlief die Vorbereitung nach der Qualifikation für die Ironman Weltmeisterschaft? Hast Du nach Frankfurt eine längere Pause gemacht?

Udo: Ich habe 6 Wochen lang das Training stark reduziert. Insbesondere das Laufen – da hatte sich mal kurzzeitig die „Null Bock“ Stimmung breit gemacht.
Geschwommen bin ich nach wie vor 2x die Woche und auch Radfahren habe ich im lockeren Tempo absolviert. Der 3 Wochen Familienurlaub nach Frankfurt hat mir sehr geholfen wieder Energie zu sammeln und die Strapazen zu verarbeiten.

Wie bekommt man das denn mit der Motivation hin? Erstes hartes Training über den Winter zum ersten Saisonhöhepunkt Qualifikation, und dann weitertrainieren wenn im Spätsommer die Triathlonsaison in Deutschland so langsam zu Ende geht. Freunde u. Sportkollegen legen bereits die Beine hoch und Du musst den gesamten September weitertrainieren?

Udo: In der Tat eine Interessante Erfahrung. Das Ziel Hawaii ist da zwar Motivation genug, aber es ist nicht leicht sich weiterhin aufzuraffen. Insbesondere deshalb, weil die Sonnenstunden und die Tageslichtstunden immer weniger werden und noch mehr Zeitmanagement erfordern.

Wie sieht es denn jetzt mit ein paar Zahlen aus? Wie viele Kilometer/Stunden hast du dieses Jahr in den einzelnen Disziplinen schon gesammelt?

Udo: Jetzt soll ich also ein paar Geheimnisse preisgeben. J

Also von Januar bis zum Ironman Frankfurt bin ich ca. 200km geschwommen, ca. 7000km Radgefahren und „nur“ 1000 km gelaufen. Den Schwerpunkt habe ich in diesem Jahr auf das Radfahren gelegt. Diese Schwäche musste bearbeitet werden.

Wie hast Du trainiert? Jetzt weiß ich, dass Du früher mal Trainingspläne von Ralf Ebli bekommen hast. Wie trainierst Du heute? Weiterhin nach Ralf Ebli, oder einem anderen Trainer, oder nach Gefühl u. Erfahrung.

Udo: Gecoacht und gesteuert wurde ich in diesem Jahr nochmal von Ralf, wobei wir uns bei den Schwimmprogrammen komplett nach Vito Consalvo gerichtet haben.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Claus Becker, der meinem Wissen nach das Frühtraining mit einer Spende stark unterstützt hat. Dank auch an den DSW für die Schwimmtrainingsmöglichkeiten.

Jetzt fliegst Du als Rookie ja zum ersten Mal auf die Insel. Hast Du Dir von ehemaligen Hawaiistartern Tipps geholt oder gehst Du alles locker an und denkst, es wird schon klappen?

Udo: Das wird es schon. Ich möchte aber möglichst wenig dem Zufall überlassen. Also habe ich Tipps aus allen Ecken wie ein Schwamm aufgesaugt. Da gibt es ja beim DSW auch einiges an Erfahrung. Mein Dank an Guido Reich sowie an alle Triathleten des DSW, denen ich in dieser Saison – auch teilweise schon davor – Löcher in den Bauch gefragt habe.

Erwähnen möchte ich auch meine Sportkollegen des RSC Pedalo Weiterstadt.

Vor welcher der drei Disziplinen hast du am meisten Respekt, dem Schwimmen im Pazifik, dem Rad fahren auf den Queen K Highway oder dem Marathon im Energy Lab.

Udo: Dem Radfahren und Marathon. Das Schwimmen macht mir hier sehr viel Spaß. Es ist als ob man in einem wohltemperierten Aquarium  schwimmt – ok, ein paar mehr Wellen hat der Pazifik vielleicht. Aber es macht mir viel Spaß und ich freue mich riesig auf meine erste „Neofreie“ Langdistanz.

Was ist die große Unbekannte beim Rennen in Kona für dich?

Udo: Die Reaktion meines Körpers auf die Hitze. Ich hoffe, mich richtig zu verpflegen, um am Ende noch mit einem Lächeln die Ziellinie zu überqueren.

Wie fühlst du dich im Moment? Traust du dich schon zu einer ersten Prognose deiner Leistung beim Ironman? Bestzeit oder Ankommen?

Udo: Ich fühle mich sehr gut und bin zufrieden mit meinem Trainingszustand.

Ankommen ist das Hauptziel – und am liebsten noch bei Tageslicht.

Hast du eine Strategie wie du das Rennen angehen wirst?

Udo: Beim Schwimmen brauche ich mich nicht zu verstecken. Da gehe ich offensiv zu Werke. Da wird mir im Getümmel die Wasserball Zeit sicherlich helfen. Körperkontakt ist mir da nicht fremd.

Und dann möchte ich etwas defensiver als in Frankfurt die Radstrecke angehen. Auf der Laufstrecke hoffe ich, dass ich auch noch nach dem Energy Lab ein paar Körner habe für die restlichen Kilometer.

Wie sehen die verbleibenden Tage bis zum großen Rennen aus? Zum zehnten Mal Material überprüfen oder ganz entspannt nochmal eine Runde laufen gehen und entspannen?

Udo: Jetzt stehen nur noch kurze, locker Einheiten auf dem Programm. Gut Trinken, Essen und Schlafen ist wichtiger – glaube ich zumindest.

Das Schöne an diesem Wettkampf ist, dass man zur Vorbereitung mehr Zeit hat als bei Rennen in der Heimat. Man ist ja schon 1 Woche vorher da. Da hat man ausreichend Zeit auch das Material entspannt zu prüfen.

Ab Donnerstag wird die Spannung aber sicherlich rapide Ansteigen, wie bei anderen Rennen auch. Schaun‘ mer mal.

Abschlussbemerkung von Udo:

Ich habe hier jetzt meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Vielen Dank für die Fragen, die mich auch dazu angeregt haben, meine Triathlon-Zeit nochmal Revue passieren zu lassen. Eigentlich unglaublich, dass ich jetzt hier auf Hawaii bin. Ein Traumziel – sowohl die Insel wie auch der Triathlon-Hype und die Atmosphäre hier rund um die Weltmeisterschaft.

Wir wünschen dir  ganz viel Glück und starke Beine für das Rennen am Samstag!

 

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