Bad Arolsen. Oder – immer schön den Teller leer essen, dann wird auch das Wetter schön!
Aber die Wetterfrosch-Portale hatten keine gute Vorhersagen für den Sonntag. mäßiger Regen, Schauer waren noch die nettesten. Die Meldung: “Ihr Ort hat zwei Wetterwarnungen!” hat dann noch zusätzlich motiviert Schirm und Regenjacke einzupacken. Und so fuhren wir, begleitet von schwarzgrauen Wolken, Regen, Nebel und Gischt nach Bad Arolsen um für den DSW und seine Sponsoren Ruhm und Ehre zu erkämpfen. In Gedanken schon warm in den Neopren eingehüllt oder schon beim Fahrrad putzen.
Immerhin, beim der Startnummernausgabe und beim Einchecken war das Wetter schon freundlicher aber die grauen Wolkenfetzen schützten weiterhin fürsorglich vor einem Sonnenbrand. Sogar die Straßen begannen abzutrocknen. Das Neoprenverbot war dann die nächste kleine Überraschung. Aber die Hoffnung wenigstens halbwegs trocken und warm zum Schwimmstart zu kommen wurde durch die immer dünnere Wolkendecke und die inzwischen angenehmen Temperaturen immer größer. Und tatsächlich, ich muß gestehen, nach dem Rennen unter der Dusche habe ich den Neo mehr vermisst als im See. Aber zum duschen war es noch ein weiter Weg und erstmal mußte zu diesem kleinen gelben Punkt der sich dann bald als große HTV-Boje entpuppte geschwommen werden. Dann rechts ab und Richtung Ufer und Aussteigen. So schön einfach kann eine Schwimmstrecke sein aber ich würd zu gern mal wissen wie oft ich von diesen beiden so langen Geraden abgekommen bin und wieviele extra Meter ich so geschwommen bin. Immerhin, ich war nicht der letzte im Wasser (glaub ich wenigstens) aber zum zurückschauen war auch keine Zeit, schliesslich gings jetzt erstmal steil hoch zur Wechselzone. Das was der Sprecher bei der Wettkampfbesprechung so herzlich als “kleine Herausforderung” bezeichnet hatte wollte mir wohl jetzt schon auf den ersten Metern Lunge und Beine zum platzen bringen. Aber kein Erbarmen, die anderen warten nicht und denen geht es auch nicht besser. Immerhin sind große Stücke fußfreundlich mit Teppich ausgelegt. So langsam kann ich dann auch nicht gewesen sein, immerhin war ich in der letzten Startgruppe und es stehen schon noch einige Räder in der Wechselzone. Aber Eric hab ich schon weg fahren sehen und die anderen beiden sind wohl auch schon unterwegs und warum will dieses Gel-Tütchen ausgerechnet jetzt nicht aufgehen..??
Dann aber los, nachdem ich mich erstmal auf die eigentliche Radstrecke eingefädelt habe gibt’s nur noch Attacke. Die Straßen sind trocken, das Wetter ist perfekt! Und immer wieder bauen sich so “kleine Herausforderungen” vor meinem Rad auf. Irgendwie war ich da auch mal schneller, mein ich in Erinnerung zu haben. Also fester treten! Und so schaffe ich dann auch die erste Runde. Auf der Zweiten fühl ich mich fast noch besser, bin aber auch über die Wasserbecher froh die unterwegs von den Helfern angereicht werden. Dann, zum Ende der zweiten Runde, durch die engen Kurven wieder in die Wechselzone. Ein paar Leute hab ich ja unterwegs schon überholt aber jetzt heisst es erstmal das Tempo zu halten. Aber welches Tempo? Hab ich mich auf der Radstrecke überzockt? Ich hab das Gefühl ich laufe wie ein morscher Stock. Auch nach dem steilen Gefälle runter zum See will das Gefühl nicht besser werden. In mir rumort es. Egal, jetzt erstmal ab Richtung Wendepunkt. Schwämmchen, Cola, Wasser, die Helfer sind zahlreich und echt auf Zack, aber mir hilft das erstmal nicht wirklich. In mir krampft es und ein dichter Busch wäre wohl jetzt mein bester Helfer. Aber dann endlich, das Schild mit den zwei Buchstaben. Boxenstopp!
Derart erleichtert lässt sich dann auch die nächste “kleine Herausforderung”, der garstige 11-Prozenter vom See in Richtung Wechselzone erlaufen und auch die zweite Rund geht, zumindest gefühlt, mit deutlich mehr Tempo und Druck an der richtige Stelle. Guidos Zuruf an mich richtig Druck zu machen kann ich jetzt auch eindeutiger verstehen. Nochmal die Steigung vom See in Richtung Wechselzone, sie scheint ja nochmals steiler und länger geworden zu sein. Aber jetzt geht’s Richtung Ziel und ich versuch nochmal alles zu mobilisieren, so sehr dass ich auf den letzten Metern nicht mehr wirklich dagegen halten kann als mich ein anderer Athlet überholt. Finished!
Walter Kirchgeßner