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Süddeutsche.de: Vom Absperren bedroht

Ein veränderter Zusatz der Straßenverkehrsordnung gefährdet die Existenz zahlreicher Triathlons und Radrennen in Bayern

In Gesetzestexten sind es oft die Feinheiten, die die weitreichendste Wirkung haben können. Im Fall der Triathleten sind es in diesen Tagen drei Worte, auf die sich alles fokussiert: “in der Regel”. In der Regel sei es bei Radsportveranstaltungen auf öffentlichen Straßen notwendig, dass “die jeweiligen Streckenabschnitte (…) vom übrigen Fahrverkehr freigehalten werden”. Das bestimmt ein relativ neuer Zusatz zum Paragraphen über die “Übermäßige Straßennutzung” in der Straßenverkehrsordnung (StVO) Deutschlands – und diese drei Worte brechen unzähligen Sportveranstaltungen das Genick.

Bisher waren Triathlons und Radrennen, die nicht auf einem Rundkurs stattfinden, über eine Sonderregelung aus den Neunzigern angegangen worden. Nach dieser wurden sie auch auf nicht oder teilweise gesperrten Strecken erlaubt, wenn sich die Teilnehmer an die StVO hielten. Seit März 2008 gibt es nun aber diesen veränderten Zusatz der Verwaltungsvorschrift (VwV) und das kleine “in der Regel” überlässt die Auslegung den örtlichen Behörden. Seitdem ist es sehr schwer für Veranstaltungen wie den Chiemsee Triathlon oder den Tutzinger Triathlon (beide geplant am 23. August), eine Genehmigung zu bekommen – da die Polizeidienststellen in diesen konkreten Fällen dem zuständigen Landratsamt eine komplette Sperrung der Straßen empfahlen, fiel das Urteil ernüchternd aus: Sowohl der traditionsreiche Tutzinger Triathlon als auch die Erstveranstaltung des Chiemsee Triathlons haben keine Genehmigung bekommen. Ähnlich geht es auch anderen Ereignissen dieser Art; selbst Ausrichter, die in diesem Jahr den Absperrungsproblemen noch entgangen sind, haben bereits in Aussicht gestellt bekommen, dass sie das Schicksal wahrscheinlich im nächsten Jahr ereilen wird.

“Wir haben viele Anfragen der Dienststellen bekommen, wie diese Verwaltungsvorschrift auszulegen ist und haben eine Interpretation vorgenommen”, erklärt Polizeioberrat Rudolf Morawek vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim. Diese Interpretation teilt Radveranstaltungen in Radtouristikrennen und Rennen mit Zeitnahme. Und zumindest bei solchen mit Zeitnahme seien die Fahrer “so unter Zeitstress, dass die Gefahren zu groß” seien, als dass die Straßen nur teilweise gesperrt werden könnten. “Wir haben den Rahmen eben so gesteckt.”

Bernd Roßberg, der Vizepräsident des Bayerischen Triathlon-Verbandes (BTV), ärgert sich allerdings über diese Wendung: “Das hat ja 25 Jahre lang keine Probleme gemacht”, sagt er, und immerhin hielten sich die Radrennfahrer an die Straßenverkehrsordnung. Das Einhalten der StVO als genügende Sicherheit anzusehen, ist laut Morawek aber “lebenswirklichkeitsfremd”. Auch wenn in seinem Kompetenzbereich bei Radrennen bisher noch nichts Ernsthaftes passiert ist, stellt er klar: “Wir brauchen zusätzlich zu den normalen Verkehrstoten nicht auch noch Verkehrstote bei Sportveranstaltungen.” Deshalb habe das Polizeipräsidium in Rosenheim die neue VwV so konsequent ausgelegt wie zum Beispiel bei der Beurteilung des Chiemsee-Triathlons.

Jan Heller, Veranstalter des Duathlons in Krailling, hatte bisher Glück: In Krailling lief in diesem Jahr noch alles problemlos ab, er hatte die Veranstaltung früh genug angemeldet. Heller wurde allerdings für 2010 ebenfalls eine negative Prognose gestellt. “Ich bin sehr daran interessiert, dass die Sonderregelung wieder eingeführt wird”, sagt er, “aber ich werde mich nicht aktiv einmischen.” Er hat sein Anliegen an den Bayerischen Triathlonverband geleitet und hofft auf Klärung – und mit ihm Tausende andere Leidtragende.

Wie viele Veranstaltungen dieser Art allein in Bayern betroffen sind und noch sein werden, kann selbst der BTV nicht ermessen. Fest steht nur: Bisher sind diese Probleme kurioserweise in keinem anderen Bundesland als Bayern aufgetreten. Außerhalb Bayerns wurden bisher keine Rennen abgesagt, keine Problemfälle an die Deutsche Triathlon Union (DTU) herangetragen. Heino Grewe-Ibert, der bei der DTU für den Breitensport verantwortlich ist, hat nicht einmal eine Vermutung, woran das liegen könnte: “Die Vorgaben der VwV sind natürlich Auslegungssache und bisher ist das eine rein bayrische Problematik. Das ist ein Phänomen, das auch für uns völlig neu ist.”

Damit das Problem sich nicht doch zu einem bundesweiten entwickelt und möglicherweise auch Großveranstaltungen wie der Ironman in Frankfurt gefährdet werden, hat die DTU inzwischen reagiert: Am 6. Juni wird das Thema auf der Präsidiumssitzung besprochen. “Und dann müssen wir zeitnah und schnell eine Regelung finden”, sagt Grewe-Iwert. Er gibt allerdings zu bedenken: “Da wären noch die Anmeldefristen, das Sponsoring, die Hotelbuchungen – die Veranstalter müssen ja irgendwie planen. Und dieses Hin und Her zwischen Zusage und Absage verwirrt die Teilnehmer ja auch.” Es ist also unklar, ob eine schnelle Klärung schnell genug wäre für die Triathlons und Radrennen, die in diesem Sommer und Herbst stattfinden sollten – und die bei einer Klärung versuchen müssten, sich wieder zu ordnen. Anja Perkuhn

Quelle: süddeutsche.de

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