Triathlon Team DSW Darmstadt

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ÖtillÖ SwimRun Hvar – Ein Erlebnisbericht

Während die einen noch an ihrer Radform in Italien oder Mallorca basteln, ging es für die anderen schon gleich richtig zur Sache.

Am vergangenen Wochenende trafen sich viele der besten SwimRunner beim erstmals in Hvar (Kroatien) stattfindenden ÖtillÖ-Qualifikationsrennen. Vom DSW mit dabei waren die “Iron-Heiner” Gert Blumenstock und Martin Fleischhauer, Anne Hauck und Thomas Pignede als “Goldmarie und ihr Froschkönig” und Monika Behrens gab ihr SwimRun-Debüt auf der Sprintstrecke.

otillo-hvar_1 otillo-hvar_2 Als wir am Donnerstag auf der Insel Hvar vor Split in Süddalmatien ankamen, zeigte sich die Insel von ihrer besten Seite: Sonnenschein, sommerliche Temperaturen und ruhiges Meeresrauschen empfingen uns. Wir genossen die Urlaubstage und erkundeten die Gegend. Pünktlich zum Wochenende wollte auch Mutter Natur ein Wörtchen beim Insel-zu-Insel-Format mitreden und so sollte das Schwimmen im offenen Meer zu einer echten Herausforderung für alle Teilnehmer werden.

Das spontan gebildete Team mit Gert und Moni “Heiner und Babette” (Pechvogel Martin schonte noch etwas seine Wade) startet bereits am Samstag in die SwimRun-Saison beim Sprintrennen. Auf einer – nicht nur für ein Schnupperrennen – richtig anspruchsvollen Strecke geht es für die beiden zunächst vom Marktplatz aus auf den gleichen Kurs wie beim Hauptrennen am Sonntag: Nach einem schnellen Sprint zum Hafen und einer kurzen Schwimmpassage zum Aufwärmen (oder eher Abkühlen) müssen die Teams der Küstenlinie folgen. Vor allem die beiden längeren Schwimmpassagen stellen eine Challenge für die Sportler dar. Croatia. April 2017. Hvar. Otillo Swim Run. Moni und Gert meistern die hohen Wellen und schwimmen konzentriert nebeneinander her, als wir sie beim vorletzten Schwimmausstieg sehen. Etliche Höhenmeter und Trails später laufen sie nach 3:32:31 Stunden glücklich und zufrieden als 5. mixed Team ins Ziel ein. Super Leistung und gute Teamarbeit!

otillo-hvar_4 Für Gert geht es gleich am Tag darauf wieder zur Sache – diesmal zusammen mit Martin. Wir treffen die beiden am morgen zum Start am Marktplatz. Es ist sehr windig und noch frisch. Vor hier aus ist ein Kurs in 8er-Form zu bewältigen mit Start, Mittelpunkt und Ziel am schönen Marktplatz in Hvar. Pünktlich nachdem die letzte Fähre den Hafen verlassen hat, setzt sich die bunte SwimRun-Familie in Bewegung. Vorne wird gesprintet – alle amtierenden Weltmeister sind im hochklassig besetzten Saison-Einstiegsrennen mit am Start – weiter hinten trottet man eher mit einer großen Portion Respekt vor dem Rennformat dem Hafenbecken entgegen. Mit einem kurzen, aufgeregten Schrei hüpfe ich ins kühle Nass, Thomas mir hinterher. Hier wartet gleich die erste Herausforderung auf mich: ich muss vorschwimmen, da man aufgrund des Gedränges noch kein Verbindungsseil benutzen darf. Aber was wäre ein Team ohne Teamtaktik? Alle 3-4m bekomme ich einen kräftigen Schub vom Froschkönig an meine Füße, sodass es mir fast die Badekappe vom Kopf spült. So verlieren wir uns nicht und können zügig aussteigen und mit dem Laufen beginnen.

ÖTILLÖ HVAR - 2017. Foto: JakobEdholm.com Der zweite Schwimmabschnitt folgt sogleich und wir dürfen nun uns mit dem Gummiseil verbinden. Diesmal sind 1,8km an einer etwas ausgesetzteren Stelle zu bewältigen. Durch den Wind schaukelt es ganz schön. Wir werden durch die Wellen ziehharmonikaartig immer wieder aufeinander geschoben und ich bekomme auf die Finger geklopft. Trotzdem geht es dank Thomas zügig voran. Nach einer durchaus etwas hügeligen Laufstrecke geht es mit einer aufzupustenden Sicherheitsboje vom Wendepunkt zurück zum Meer. Die längste Wasserpassage von 3km (!) wurde wegen der stürmischen Bedingungen von den äußersten Inselzipfeln etwas nach innen verschoben, damit wir nicht doch in Cesenatico ankommen und radln müssen ;-)

ÖTILLÖ HVAR - 2017. Foto: JakobEdholm.com Trotz der Maßnahme wird dieser Schwimmabschnitt zum wohl härtesten der Ötillö-Geschichte – für mich sowieso. Nachdem wir aus der Bucht raus ins offene Meer sind und das angekündigte rote Orientierungsboot nicht finden können, peitscht auch schon die volle Wucht des Mittelmeers um meine Ohren. Ich stelle auf 4er-Atmung um, aber trotzdem vermischt sich der beerige Energiegelgeschmack in meinem Mund immer mehr mit dem Salwasser. Pfui Deifi! Das letzte Mal als ich im Meer schwimmen war, saß ich gefühlt noch auf einer bunten Schwimmnudel und hab mir größere Wellen gewünscht. Jetzt bekomme ich gleich eine Überdosis. Ich sehe nichts, weder Boot, noch andere SwimRunner und die nächste Insel ist ganz schön weit weg. Wo müssen wir nur hin? Thomas schwimmt unermüdlich, die Orientierungsstopps werden kürzer und laufen etwa so ab: “Siehst Du was?” – “Nee, du?” – “Nee” – Flatsch, Monsterwelle, Ausspuck, “Was?”- “Da ist nix” – “Egal, einfach mal nach da vorne” – “Da vorne klingt gut”. Wir schwimmen weiter. Die Strecke kommt uns endlos vor. Nach etwa einer Stunde erscheint ein Leuchtturm. Darauf springen zwei grüne Neoprenfiguren auf und ab. Da wollen wir auch hin! Als wir gerade über die spitzen Steine mit schlotternden Beinen herausklettern wollen, kommt eine Welle und ich knalle rücklings wieder auf die Felsen. Nachdem wir uns kurz orientieren (“da rüber und nicht zu weit abdriften”) kraxeln wir zusammen mit unseren Schürfwunden wieder ins Mittelmeer und geben nochmal Gas. Auch für diesen vermeintlich kurzen Abschnitt brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit. Die Boje treibt mit der Strömung direkt von mir gen Italien und ich schwimme linker Arm ganz, rechter Arm halb. Ohne mein Zugpferd wäre ich komplett verloren.

Croatia. April 2017. Hvar. Otillo Swim Run. Nach 90 Minuten haben wir’s endlich geschafft, und versuchen beim nächsten Laufen wieder zu Kräften zu kommen. Vor allem mental. Gert und Martin erwischten keine gute Route – ohne Wegmarkierung auch eine ziemliche Glücksangelegenheit – und sind dadurch sogar über 2 Stunden im Wasser. Für fast die Hälfte (!) der Teams ist das Rennen an dieser Stellen auch schon wieder vorbei. Die Iron-Heiner machen ihrem Teamnamen aber alle Ehre und kämpfen weiter. Es folgt eine abwechslungsreiche Strecke mit straffen Swims und kurzen Runs, teils über rasierklingenscharfe Felsen, teils durch Pinienwäldchen. Auf einmal duftet es überall nach frischem wilden Rosmarin. Es geht uns wieder besser. Auf zurück zur Hauptinsel!

otillo-hvar_8 Die zweite Querung von 700m fühlt sich wieder viel härter an. Vor mir nicht nur das Salzwasser, sondern jetzt sprudelt auch Thomas’ hinzugekommener Beinschlag. Nach ca. 30 Minuten (eine gefühlte Ewigkeit für ein so kurzes Stück) verabschieden wir uns erschöpft vom Seemonster und eilen zügig zum Marktplatz. Geradeso schaffen wir den Sicherheits-Cutoff. Gert und Martin sind etwas später ab hier nur noch als Zuschauer mit dabei. Respekt vor eurer Leistung! Bei anderen Bedingungen klappt es auch wieder. Ein “Sprint” am Vortag und ein halber ÖtillÖ für Gert zudem dennoch eine große Herausforderung.

ÖTILLÖ HVAR - 2017. Foto: JakobEdholm.com Und wir müssen jetzt also weiter? Die letzten beiden geplanten Schwimmstrecken werden, wie man uns am Knotenpunkt mitteilt, gestrichen. Zu viele Teams kamen nicht gegen die Wellen an und jetzt sollen diejenigen, die noch im Rennen sind, nicht unnötig viele weitere Rennstunden ertragen, zumal die offenen Schwimmstellen sehr ausgesetzt sind. Wir sollen dort dann stattdessen “einfach” entlang der Küste laufen. Also aus dem Sailfish-Anzug rausgestrampelt, verpflegt und schon eilen wir die Treppenstufen und Serpentinen rauf zum Fort. Der Weg führt uns in der prallen Sonne weiter auf und ab, rechts und links an Olivenbäumen vorbei, aber die nächste Bucht kommt nur schleppend näher. Die Sonne knallt, die Oberschenkel schmerzen und wir machen uns langsam mit dem Gedanken vertraut, beim nächsten Cutoff oben auf dem Berg nicht weitergelassen zu werden. Aber bis dahin müssen überhaupt erst einmal kommen!

otillo-hvar_10 Endlich unten in der Bucht fühlt sich das Wasser ganz schön frisch an. Wir sind mittlerweile auch schon fast 6 Stunden unterwegs. Für das letzte Schwimmen holen wir nochmal alles aus unseren Armen heraus. Da die Strecke gut markiert und windgeschützt ist, können wir die 1,8km schneller als gedacht abhaken. 3,5km hoch sind es jetzt zum Bergetappenziel und vielleicht zum Ende unserer Reise. Es geht so steil bergauf, dass ich selbst beim flotten Gehen Walrossgeräusche von mir gebe. Thomas zieht etwas am Seil, kommt aber auch nicht wirklich schneller voran. Auf kürzester Strecke erklimmen wir so etwa 350 Höhenmeter. Das Dorf, in welcher der Cutoff und eine Verpflegungsstelle sind, taucht nun auf und es sieht gar nicht mehr so weit aus. Wir gehen wieder ins Joggen über, beißen uns durch und kommen geradeso rechtzeitig oben an. Hinter uns noch ein Team. Uff, erstmal was knabbern, hinsetzen und viel trinken. Gestärkt und ohne Stress wandern wir Hand in Hand die letzten Hügel nach oben.

ÖTILLÖ HVAR - 2017. Foto: JakobEdholm.com Der Weg wird dann zum technisch anspruchsvollen Trail und führt steil bergab. Fast wie in den Bergen! Ich bin wieder in meinem Element. Da wir trotzdem auch oft stolpern, binden wir uns voneinander los und rennen hinunter zur Bucht. Auf dem langen, aufgrund der gestrichenen Schwimmpassagen durchgehenden Lauf kann man seine trailläuferischen Fähigkeiten noch einmal unter Beweis stellen. Mit der Running-Wolf’schen Lauftechnik (danke Eva & Wolfgang!) können wir über Fels, Stock und Stein noch 4 Teams einsammeln. Das letzte Stück führt uns flach über die Küstenpromenade zurück zum Marktplatz. Vollkommen fertig laufen wir als 15. mixed Team und gesamt 44. (von ursprünglich 110 aber lediglich 52 Finisher-Teams) nach 8:29:56 Stunden ins Ziel ein. In Summe sind wir 10km geschwommen und 35km mit knapp 1000 Höhenmetern und teils schwierigem Untergrund gelaufen.

Croatia. April 2017. Hvar. Otillo Swim Run.

Wer meint, nie so richtig an seine Grenzen gehen zu können, dem kann ich sagen: spätestens beim zweiten Rennen dieser Art (im Oktober haben wir bereits das Kälterennen 1000 Lakes in der Mecklenburgischen Seenplatte bestritten) wird das der Fall sein. Alter Schwede, was haben sich die SwimRun-Erfinder da nur wieder ausgedacht! Ich kann nicht mehr – Ende.

Anne

Weitere Statements, Eindrücke, Hintergrundinformationen oder Foto-Stories gibt es auf der Facebook-Seite Frog’n’Kraut.
Und hier noch das offizielle Rennvideo:

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