Am Sonntag stand neben dem großen Finale der 2. Bundesliga und dem Finale der ersten Hessenliga auch das finale Rennen der Regionalliga statt. Die Erwartungen an uns selbst waren nach Heimsieg in Darmstadt, dem Sieg in der Vorwoche beim Staffelrennen und der aktuellen Tabellenführung hoch gesteckt. Der Titel sollte es sein und wie von Felix schon angekündigt , bitte nicht gerade so knapp, sondern einfach ein Podium und uns wäre der Titel nicht zu nehmen.
Bei der Anreise mit der Hälfte unserer zwei Damenteams im Bus, war unsere Stimmung trotz Abfahrt vor 6 Uhr zuversichtlich, auch weil wir ein starkes Team aufstellen konnten. Mit Felix und mir hatten wir zwei routinierte Regionalligastarter, unseren Überflieger aus den Hessenligateams Moritz, dem Nachwuchsathleten Frederic und der DSW Triathlonlegende Finn “Wiese“ Arndt.
Als Einsieg in den Tag feuerten wir unsere Damenmannschaften beim Schwimmen an, die eindrucksvoll ihre Überlegenheit in dieser Disziplin präsentierten. Angestachelt von deren Erfolg ging es zum Check In, wo unter den üblichen Sprüchen uns auch unser direkter Verfolger Frankfurt prophezeite „Im Schwimmen geben wir euch ‘ne Minute….“, das wollten wir möglichst verhindern.
Unsere Taktik beim Schwimmen hatten wir mehrfach geübt, wer sich fragt warum, hier eine kurze Zusammenfassung: „Freddy schwimmt vor und taucht nach der Wende unter Moritz durch, Felix und Sascha links und rechts davon, damit Moritz ziehen kann, wer nicht gezogen wird taucht unter Finn durch, Finn schiebt.“ Wer das nicht verstanden hat: ist nicht schlimm, wir auch nicht so recht, hat aber ganz gut funktioniert.
11 Minuten standen nach 750m auf der Uhr, eine solide Zeit. Hatten wir gedacht, bis wir die Liste des Jagdstarts sahen, 1:15 Rückstand auf Frankfurt und Position 7.
7.! da war ein Saisonabschluss auf dem Podium gefährdet, eine bittere Pille zu schlucken, aber nun gut, unsere Disziplinen sollten noch kommen.
Niemand sprach ein Wort, der Weg war klar, ab dem 1. Wechsel gibt’s nur noch eine Möglichkeit, Angriff! Wir wurden runter gezählt (7 Sekunden können eine Ewigkeit sein, wenn man Kleinostheim wegrennen sieht), aber gut wechseln können wir und hatten den Anschluss beim Radaufstieg. Unter den Anfeuerungsrufen unserer Doppelsieg-Damen, die offensichtlich nicht zufrieden mit unserer Position waren und nicht immer nette Dinge riefen, beschlossen wir kurzerhand keine Zeit zu verschwenden und erst zu überholen und dann eine Gruppenordnung herzustellen.
Da alle Teammitglieder häufig im Mittwochstraining Rad fahren, war es eher ein natürliches Gefühl einen ordentlichen Radzug aufzustellen und auch mit Problemen wie dem doch teilweise sehr starken Seitenwind zu arbeiten.
Der Abstand zu Frankfurt wollte nicht wirklich kleiner werden, zumindest nicht so schnell wie es nötig gewesen wäre. Irgendwann schafften wir es zumindest an Münster heran zu fahren und in einem letzten großen Gewaltakt opferte Freddy sich und führte unser Team an ihnen vorbei.
Nur noch zu viert, galt es zumindest Anschluss an die derzeit viertplatzierte Mannschaft zu finden, um zumindest eine Chance gegen Frankfurt zu haben. Am vorletzten Wendepunkt dann der Hoffnungsschimmer den wir brauchten, Frankfurt „nur noch“ auf Platz 2 und das Team vor uns in Reichweite. Also den Wendepunkt hinter uns bekommen, bergan aufholen und irgendwie nicht so hart fahren, dass man das Laufduell gewinnen kann.
Kurz vor dem letzten Wendepunkt 200m vor dem Abstieg dann die Ansage von Felix: „nach dem Wendepunkt, DRUCK und MIT Gelnhausen vom Rad, Wechseln können wir!“ Und ja wir konnten, da hatten sich die 10.000 Wechsel, die Benny jede Saison von uns im Training fordert, gelohnt.
Mit zwei Teams auf unseren Fersen und Frankfurt nicht in Sichtweite war allen klar, es werden harte und lange 5km, vor allem da Münster nach der (bei allen Athleten gefürchteten) Stadion-Ausgangs-Steigung zum Gegenangriff ansetzte. Mein Vorschlag Münster ziehen zu lassen und sie dann vor uns her zu treiben, wurde mit einer Hand in meinem Rücken beantwortet.
Ich möchte mir an dieser Stelle kurz Zeit nehmen, um Udo Weinmann zu bemitleiden, der vor ein paar Jahren an meiner Stelle geschoben wurde. Geschoben werden ist echt kein Spaß.
Der folgende Lauf kann am besten mit ein paar Zitaten (und deren sinngemäßen Übersetzung) beschrieben werden:
„Die anderen leiden auch“ (Leide leise und beweg dich!)
„Die sind immer noch an euch dran, das kann nicht sein!“ (entweder ihr lauft denen jetzt weg oder ihr sucht euch ‘nen neuen Trainer!)
„Ich schieb dich die Rampe hoch und dann geht’s ab“ (Jetzt oder nie!)
Auf dem Zielfoto ist unser Erschöpfungszustand deutlich zu erkennen, jeder lag bestimmt 3 Minuten keuchend und nach Luft ringend am Boden. Ich glaube mich zu erinnern, dass Benny sogar kurz da war, um uns zu gratulieren, zu einem 4. Platz. Ich habe mich noch nie so sehr über einen 4. Platz gefreut.
Dann der Hammer: Frankfurt war auf Rang 3 zurück gefallen und wir waren somit sicher Meister der Regionalliga Mitte. Nicht der Abschluss, den wir uns vorgestellt hatten, aber trotzdem ein unvergessener Kampf und ein weiterer Schritt hin zum #meisterallerklassen. Ich freue mich, Teil dieses Teams sein zu dürfen.
Sascha Petermann
Nach dem spektakulären Staffel-Wettkampf folgte am 01. September noch ein normaler Teamsprint zum Abschluss der Regionalliga in Baunatal. Dabei wurden 750m auf der 25 Bahn im Freibad geschwommen und nach einer längeren Pause folgte das Radfahren und Laufen mit Jagdstart. Die Teamaufstellung gestaltete sich schon etwas schwierig, da die zweite Bundesliga ebenfalls bei diesem Wettkampf startet und viele potenzielle Starter durch eher nebensächliche Gründe wie Ironman oder 70.3 WM verhindert waren. Außerdem litt der ein oder andere angedachte Starter unter schon länger anhaltender Unsportlichkeit und kam deshalb auch nicht in Frage…
Deshalb standen vom eigentlich geplanten Team nur Sascha und Felix zur Verfügung, die dann durch den extra aus Schweden angereisten Finn und den inzwischen schon Regionalliga erfahrenen Freddy ergänzt wurden. Außerdem durfte ich (Moritz) nach drei Hessenliga Rennen dieses Jahr dann auch das erste Mal in der Regionalliga starten.
Damit war eigentlich auch das größte Problem des Wettkampfs klar: Ich schwimme auf 750m wahrscheinlich eine gute Minute langsamer als alle anderen im Team. Nach einwöchiger Überlegung und vielen Tests hatten wir eine ausgefeilte Rauten Formation erfunden, damit ich wenigsten auch mal halbwegs schnell schwimmen kann.
Diese wurde dem nur zwei Tage vor dem Wettkampf angereisten Finn noch schnell und sehr professionell mit fünf Kronkorken erklärt und damit waren wir auch schon bestens vorbereitet.
Zum Wettkampf sind wir dann zu äußerst studentenunfreundlicher Zeit um 5:30 Uhr angereist, da die Damen Liga noch vor uns gestartet ist. Somit konnten wir dann erstmal noch zwei Stunden im Bus Rumliegen, etwas schlafen und sehr viel essen. Gegen Mittag mussten wir dann auch zu unserem Start im Schwimmbad, wo, wie immer in Baunatal, nur in regelkonformer kurzer Badehose geschwommen werden darf. In der Regionalliga sind aber tatsächlich alle in der Lage die Regeln zu lesen, letztes Jahr habe ich da noch spannende Diskussionen erlebt. Wir waren in der ersten von zwei Startgruppen und unsere Rauten Formation funktionierte tatsächlich relativ gut, sodass wir nach einer für mich unmenschlich schnellen Zeit von 10:59min anschlagen konnten. Dabei ist anzumerken, dass ich wahrscheinlich noch nie so in einem Schwimmbad gelitten habe…
Da wir damit mit gut 10 Sekunden Rückstand Dritter der ersten Startgruppe waren, waren wir auch erstmal zufrieden. Ärgerlicherweise konnten die Teams der zweiten Startgruppe alle dann doch besser Schwimmen und am Ende waren wir dann nur noch 7. mit einem doch beachtlichen Rückstand von 1:15min auf Frankfurt. Das war doch eine eher suboptimale Ausgangslage.
In der anschließenden einstündigen Pause wurde die Taktik für das restliche Rennen geplant: Es war eigentlich klar, dass der Tagessieg sehr schwierig zu erreichen sein würde. Der erste Gesamtplatz in der Regionalliga sollte aber unbedingt verteidigt werden. Blöderweise mussten wir dazu zwei Plätze hinter Frankfurt bleiben, die gerade sechs Plätze und 1:15min vor uns platziert sind. Die weiteren Teams starteten aber alle innerhalb von 50sec, somit war ein äußerst knappes Rennen garantiert. Das erste Team konnten wir durch einen superschnellen Wechsel schon in der Wechselzone überholen, anschließend mussten wir uns nach etwas Chaos am Radaufstieg, da drei Teams gleichzeitig aufsteigen wollten, erstmal sortieren. Erschwert wurde das Radfahren durch unmenschlich starke und ständig drehende Seitenwinde, aber dank des ausgefeilten Mittwochs Radtrainings kamen wir auch damit zurecht. Insgesamt lief es dann ziemlich gut, sodass wir den Rückstand schnell auf 45s reduzieren konnten. Nach 21km gingen wir schließlich als 4. auf die Laufstrecke, Frankfurt war zum Glück aber auch nur noch 2. Somit hätte es jetzt zum Gesamtsieg gereicht.
Es war aber weiterhin ein wahnsinnig knappes Rennen, da Münster uns mit nur drei Metern Abstand folgte und nach dem ersten halben Kilometer sogar überholen konnte. Damit wäre der Gesamtsieg wieder weg. Es half also nur irgendwie schneller zu laufen. Das freute besonders Sascha, der ab da die restlichen 4,5km durchgehend geschoben wurde und auch nicht mehr in der Lage war noch irgendwelche Worte zu äußern. Damit war mein Leid vom Schwimmen dann wenigstens ausgeglichen, laufen kann ich nämlich dann doch ganz ordentlich. Wir konnten Münster dann nach einem weiteren Kilometer wieder überholen, allerdings blieben sie immer dran und wir konnten sie nicht weiter als 10m abschütteln. Zum Glück stand Benni vor der letzten Runde im Stadion und hat uns noch einmal energisch daran erinnert, dass es absolut unmöglich ist nur so langsam wie Münster zu laufen und wir uns endlich mal etwas anstrengen sollen. Das hat tatsächlich gewirkt, eine Runde später hatten wir dann wenigsten einen halbwegs sicheren 70m Vorsprung und lagen immer noch auf Platz vier. Da aber nur Platz drei sicher zum Gesamtsieg gereicht hätte, kam es jetzt noch darauf an was Frankfurt gemacht hat. Zum Glück können sie wohl etwas schlechter laufen als schwimmen und wurden am Ende dritter. Somit war unser Gesamtsieg sicher! Da Frankfurt dennoch in die 2. Bundesliga aufsteigt, waren dann auch eigentlich alle zufrieden.
Abschließend muss ich sagen, dass das schon das spannendste Rennen war, was ich bisher gemacht habe.
Moritz Knaust