Schon zu Beginn der Saison war klar, dass dieser Wettkampf ein echtes Highlight wird. Es sollten alle fünf Starter der Reihe nach 200 Meter schwimmen, anschließend jeder eine 4km-Radrunde(mit Windschattenfreigabe) fahren und zum Schluss einen guten Kilometer laufen. Also drei mal Vollgas und zwischendrin kurz verschnaufen, wenn die anderen auf der Strecke sind. Eigentlich nicht wirklich kompliziert, aber keine von uns hatte soetwas jemals gemacht oder wenigstens dabei zugeschaut.
Die erste Welle der Nervosität kam schon eine gute Woche vor dem Rennen bei der Anmeldung. In welcher Reihenfolge sollten wir starten? Wir wollten unsere Trümpfe clever ausspielen und setzten Freddy als schnellsten Schwimmer an den Anfang, Tempo-Tobi als super Läufer ganz ans Ende und Lasse und ich(Felix) sollten an den Positionen 2 und 4 eventueller Lücken zur Radgruppe wieder schließen und Sascha war als Multitalent mittendrin.
Am Renntag reiste die eine Hälfte schon früh an, klärte die allgemeine Lage und feuerte unsere Mannschaft in der 2. Bundesliga an. Als die andere Hälfte zum einchecken in Viernheim ankam verkündete Sascha als erstes: „Ach übrigens Tobi, du läufst gegen Ruben Zillig“. Oh mann. Der kann einfach genauso schnell laufen wie Tobi.
Keiner wusste so richtig wie man sich für so ein Rennen aufwärmt – dementsprechend unterschiedlich waren die Herangehensweisen. Es soll sogar Leute geben die 2 Stunden vor Start schon ins Wasser gegangen sind oder andere die sich vor einer Spelunke namens „Novo Pub – Novo Vino“ eine Rolle aufgebaut haben. Kurz vor dem Start war aber alles egal, alle waren nervös und beim Startschuss standen die meisten Start noch am Beckenrand und schrien ihre Teamkollegen an. Irgendwie merkwürdig.
Uwe und Christoph brüllten uns vom Beckenrad aus circa 20cm Entfernung ins Ohr und wir schwammen alle so schnell, dass selbst die 200 Meter echt lang wurden. Am Ende standen für die insgesamt 1000 Meter 12:32 min auf der Uhr, also auf 1:15 pro 100 Meter. Aber wer jetzt naiver Weise denkt wir lagen damit richtig gut: Nein. Wir waren Dritter. Und der erste war über 30 Sekunden weg. Verdammt.
Während Freddy auf der Radstrecke unterwegs war und wir anderen auf unseren Radstart warteten wuchs in mir langsam die Panik, dass wir keine Chance mehr auf den Sieg hatten. Uwe versuchte mich zu beruhigen: „Die aus Gelnhausen sind halt Schwimmer und wir holen die noch ein.“ Ich hab es ihm ehrlich gesagt nicht wirklich geglaubt. Aber er hatte recht, es ging vorwärts. Nur konnten wir davon nichts sehen und standen nervös an den Fahrrädern und warteten. Freddy hing dem Zweitplatzierten aus Frankfurt am Hinterrad und ließ sich von keinem noch so harten Antritt von dort vertreiben. Kurz vorm Wechsel trat er selber an, ließ sich nicht von seiner Linie drängen und übergab an mich mit einem kleinen aber wertvollen Abstand auf Platzt drei und mit einer deutlich geschrumpften Lücke nach vorne.
Ich sprang auf mein Rad, sah kurz nach hinten und erfreulicherweise waren die nächsten über zehn Meter weg. Also voll antreten, wegfahren und gucken was nach vorne geht. Keine Zeit zum Schuhe anziehen verschwenden, die braucht man für die kurze Strecke doch eh nicht. Nach der halben Runde war ich am Hinterrad des Führenden, zog dann doch meine Schuhe an, trat so hart an wie ich konnte und fuhr die Runde alleine zu Ende. Als ich um die Ecke bog rutschte Sascha wohl das Herz ein bisschen in die Hose – er musste seine Runde alleine fahren, ohne Windschatten, einfach alleine 4km Vollgas. Er konnte den Abstand nach hinten halten und an Lasse mit 10 Sekunden Vorsprung übergeben. Und wer die Ergebnisse vom Zeitfahren aus dem Trainingslager kennt, kann es sich denken: Die anderen hatten keine Chance. Obwohl Frankfurt und Viernheim zusammenarbeiten wuchs unser Vorsprung. Tobi als Bergfloh verlor zwar etwas an Boden auf der Radstrecke, aber ließ sich nicht einholen und stieg aber so schnell vom Rad ab, dass er sein Vorderrad verlor und sein Rad anschließend mehr tragen als schieben musste. Keine Ahnung wie das funktioniet. Aber egal, Vorsprung ist Vorsprung.
Freddy ging als Führender auf die Laufstrecke, wurde aber schnell vom Viernheimer Läufer eingeholt. Zum Glück hatte der aber seine Körner zu früh verschossen und Freddy konnte ihn im Zielsprint abhängen. Ich stand mit Druck auf den Ohren und schon ziemlich platt in der Wechselzone, den anderen ging es mit Sicherheit nicht anders. Aber egal, ab auf die Laufrunde und ein drittes und letztes Mal Vollgas. Ich klatschte Sascha ab und nachdem er gelaufen war, hatten wir 30 Sekunden Vorsprung. Auch Lasse lief großartig und Tobi ließ es sich nicht mehr nehmen und brachte den Sieg ins Ziel. Wahnsinn! Teamsiege sind einfach die schönsten Siege.
Das Rennen ist zwei Tage her, ich bin noch immer platt und hab leichte Halsschmerzen – aber ich bin unfassbar zufrieden. Es war wirklich großartig und hat ultra Spaß gemacht. Gerne wieder!
Felix Kirmaier
P.S.: Keiner aus unserem Team hätte gegen einen normalen Teamsprint tauschen wollen. Den haben wir außerdem eh nächsten Sonntag in Baunatal. Und wer auch immer über die Laufstrecke geschoben wird (ich hoffe inständig, dass ich es nicht bin), dem sei gesagt: Dir wird es nicht helfen, wenn du uns vorrechnest, dass auch ein Dritter Platz reicht um die Regionalliga zu gewinnen. Das hat Udo schonmal versucht als es um die Hessenmeisterschaft ging. Hat auch nicht funktioniert.