Triathlon Team DSW Darmstadt

Aktuelles & Media


Kilimanjaro Summit Challenge

Im Herbst letzten Jahres sah ich die Werbung im Trail Magazin mit dem Titel „Kilimandscharo Summit Challenge“. Da der Kili mit knapp 6000m als einer der 7 Summits schon immer auf meiner“ Bucket List“ war, nahm ich Kontakt mit dem Veranstalter auf. Den Termin für die Reise konnte ich noch wählen und so legten wir eine Woche Mitte Februar fest. Da bei lediglich 6 Tagen am Berg nicht viel Zeit zur Akklimatisation ist, empfahl er mir dringend, mich 4 Wochen vor der Abreise mit einem Höhenzelt vorzubereiten um das Risiko der Höhenkrankheit zu reduzieren. Ab Mitte Januar schlief ich also an 5 Tagen pro Woche mit dem Kopf unter dem Zelt, wobei ein 30kg schwerer Kompressor sauerstoffreduzierte Luft einblies. Zugegebenermaßen habe ich schon angenehmer gepennt aber der Mensch gewöhnt sich ja an Einiges. Kurz vor der Abreise traf ich den Reiseveranstalter Rainer Braehler dann nochmal persönlich auf eine Pizza denn zufällig wohnt er nur 5km von mir entfernt. Wie besprochen holte er mich dann am Kilimandscharo Airport ab und eröffnete mir sogleich, dass die angekündigten südafrikanischen Mitläufer abgesagt hätten und ich somit der einzige Kunde auf dem Trip sei. Ich wusste nicht recht ob ich die Aussicht auf eine Privatexpedition nun gut oder schlecht finden sollte und so machten wir uns auf den Weg ins Hotel nach Moshi um die letzte Nacht im Bett zu verbringen.

Tag 1:
Früh ging es los um auf dem Markt in Moshi den Proviant für 6 Tage einzukaufen. Elias war der Koordinator vor Ort und er deckte sich kurz nach Sonnenaufgang an den Ständen mit dem Notwendigen ein. Der Marktbesuch war für mich das erste Highlight der Reise. Danach wurden Proviant und komplettes Gepäcks aufs Dach eines Kleinbusses gepackt und wir starteten Richtung Umbwe Gate. Im Bus die komplette Crew: Veranstalter Rainer, Teamleiter Elias, 2 Guides, 7 Porter und ich als Kunde. Da die Umbwe Route nicht häufig begangen wird, machten wir uns als einziges Team am Eingang zum Nationalpark in Ruhe fertig für die erste Etappe vom Gate auf 1800hm zum Umbwe Cave Camp auf 2900hm. Das Gewicht der Lasten für die Porter von maximal 20kg wurde kontrolliert und dann ging es bei mehr als 30 Grad Celcius los. Mein Guide war Eric, der mir als Wunderläufer angekündigt war, jedoch kein Wort Englisch konnte. Da wir ja nicht zum Reden sondern zum Laufen hier waren testete ich mal sein Potential. Da er mit deutlich mehr Gepäck unterwegs war, konnte er mir auf dieser noch recht niedrigen Meereshöhe nicht folgen und so bretterte ich vorneweg durch den Urwald zum Umbwe Cave Camp, das ich nach 1:45h erreichte. Hier saßen 5 Ranger unter einer Plastikplane am Feuer und kochten. Da es zu regnen anfing, stellte ich mich zu Ihnen unter die Plane und wartete auf Eric, der nach 20 Minuten eintraf. Wir warteten bis der Regen nach einer Stunde aufhörte und machten uns dann getreu dem Motto „train high sleep low“ an den weiteren Aufstieg in Richtung des nächsten Camps namens Barranco. Eric konnte oder wollte nicht folgen und drehte nach kurzer Zeit wortlos um. Ich stieg alleine weiter durch traumhafte Urwaldlandschaft und kletterte auf dem anspruchsvollen Pfad immer höher. Irgendwann kam das Barranco Camp in Sichtweite. Der letzte km ging relativ eben dahin und ich joggte vorbei an einigen erstaunten Gesichtern ins Camp, machte ein Selfie und drehte rum. Das Camp mit mindestens 100 Zelten war nicht sehr einladend und so war ich froh wieder zurück zur Umbwe Cave zu dürfen. Nach 3:15h für die 10km zwischen 2900 und knapp 4000hm war ich zurück. Die Zelte waren aufgebaut und wir waren das einzige Team im Camp mitten im Urwald, geil! Bald versammelten wir uns im Koch- und Essenszelt zum Abendessen. Auf offener Gasflamme zauberte der Koch ein Süppchen und ein leckeres Hauptgericht mit Fisch. Bereits gegen 20:00 gings dann zur ersten Nacht in mein 2 Mann Zelt mit Einzelbelegung.

image001 image002 image003

Tag 2:
Nach schlafloser Nacht kroch ich morgens aus meinem Zelt und ging zum Frühstück. Zur Auswahl gab es Porridge (nix für mich) und Pancakes (lecker) sowie Eieromlette. Nach dem anstrengenden Vortag ließ ich es heute ruhiger angehen, zumal wir die erste Stunde bei strahlendem Sonnenschein zum Fotoshooting nutzten. Der Kili war klar zu sehen und so stieg die Vorfreude auf diesen. Den Weg ins Barranco Camp kannte ich ja bereits und relaxt erreichten Eric und ich es gemeinsam. Nachdem die Porter eintrafen und mit dem Zeltaufbau begannen, wollten wir noch eine Akklimatisierungstour machen und stiegen vom Camp in 4000m weiter auf. Porter und Touristen, die auf der Machame Route unterwegs waren, kamen uns entgegen und wurden mit einem freundlichen „Jambo“ gegrüsst. Eigentlich wollten wir bis zum Lava Tower – einem riesigen Fels auf 4600m – aber bei 4500m fing es an zu graupeln und wir drehten um. Jetzt kam der wahre Spaßteil des Tages denn wir rannten gemeinsam die 500hm in weniger als 30 Minuten runter ins Camp, wobei wir an Portern und Touries “vorbeiflogen”. Eric hatte – da heute ohne Gepäck – null Probleme mir zu folgen. Seine Trittsicherheit war genial und ich war mir jetzt sicher, dass wir ein gutes Team sind. Zurück im Camp standen die Zelte zu meiner Zudriedenheit etwas abseits und es gab Suppe mit Huhn, danach ab in die Heia. Leider war an Schlaf nicht zu denken da ich alle 5 Minuten den Plan für die nächsten Tage änderte. Eigentlich war an Tag 3 eine Akklimatisierungstour auf 5000m geplant, Tag 4 dann Ruhe und an Tag 5 der Gipfel über die Western Breach. Problem war, dass keiner den Aufstieg über die Western Breach einschätzen konnte. Es handelt sich um eine Geröll- und Felswand von knapp 1000hm und weder mein Guide noch sonst einer aus dem Team konnte einschätzen, ob es für Eric und mich machbar war. Ich sah also das Risiko, an Tag 5 festzustellen dort nicht hochzukommen und damit die Chance auf den Gipfel verspielt zu haben.

image004 image005

Tag 3:
Keine Wolke am Himmel und so gab ich beim Frühstück um 6:30 die Planänderung bekannt: “Wir versuchen heute den Gipfel über die Western Breach. Wenn wir scheitern können wir es übermorgen über die Normalroute nochmal versuchen.” Tourleiter Elias und Guide Eric stimmten zu und so zog ich mit Eric nach dem Frühstück los. Erstmal galt es an den Fuß der Breach zu gelangen. Wir stiegen vom Lager auf knapp 4000m bis zum Wandeinstieg in 4800m in 1:25h zügig auf. Das Wetter war traumhaft, die Ausblicke wahnsinn und so machten wir nochmal kurz Rast im leeren Lava Camp bevor die Herausforderung begann. Während es sich bis hierhin auf der Umbwe Route um Bergwandern mit vereinzelten Kletterpassagen handelte, sah ich mich nun eher mit Bergsteigen konfrontiert. Meine Trailstöcke konnte ich wegpacken denn die Hände wurden in diesem durchschnittlich 50% steilen Hang permanent benötigt. Wir kletterten voran und nach einiger Zeit war klar, dass es kein zurück gibt. Die Wand war technisch so schwer, dass umdrehen und runter keine Option war. Also weiter. Wir kämpften uns Meter um Meter aufwärts und ab 5200m wurde auch die Höhe deutlich spürbar. Die Route war manchmal nicht erkennbar, sodass wir uns mit Zeichen auf den einzuschlagenden Weg einigten – zumindest war klar wir mussten hoch. Bei 5500m trafen wir auf zwei Seilschaften à 4 Personen mit Helmen und Kletterausrüstung. Obwohl wir gefühlt kaum vorwärts kamen, überholten wir die Gruppen in unseren Turnschuhen zügig. Als ich sie dann nochmal 50hm unter uns sah, fragte ich mich ob sie überhaupt vorwärtskamen. Zwischen 5500 und dem Wandausstieg in 5700m mussten wir alles geben. Alle paar Meter kurze Kletterpause zum Luftholen, mir war von der Höhe leicht schwindelig. So musste ich mich auf jeden Griff bzw. Tritt voll konzentrieren denn ein Ausrutscher hätte böse geendet. Nach 2,5h höchster Anstrengung und Anspannung stiegen wir überglücklich aus der Wand – das war nochmal gutgegangen. Wir mussten nun entlang des Furtwängler Gletschers eine Ebene queren und es blies uns ein eisiger Wind ins Gesicht. Wir hielten kurz an um Jacken, Mützen und Überhandschuhe anzuziehen. Auf mitttlerweile 5700 war mir dabei die Reihenfolge nicht mehr so ganz klar (zuerst Handschuhe aus oder Jacke an ? oder doch erst die Mütze bzw. der Rucksack ?), nach ein paar Iterationen hatte ich es aber geschafft und es ging zum Schlussanstieg wobei die letzten 200hm zum Gipfel zu überwinden waren. Die Route war ein 50% steiles Schneefeld. Wir stiegen ein und die ersten paar Meter konnten wir auf dem Schnee gehen. Dann brachen wir bei jedem Schritt bis zur Hüfte ein. Keine Chance hier hochzukommen. Wir kehrten um, querten ca. 1km zu Stella Point durch ein ebenes Schneefeld und nahmen die letzten 200hm auf der Normalroute schneefrei bis zum Gipfel. Im Vergleich zur Western Breach waren die 1,5km ein Spaziergang, trotzdem mußte ich alle paar Minuten kurz stehenbleiben und durchschnaufen. Nach knapp 5h standen wir dann überglücklich auf 5895m alleine am Gipfelschild und machten ein kurzes Video. Den Gipfel bereits am 3. Tag erreicht zu haben war nicht zuletzt der 4 wöchigen Höhenvorbereitung zuhause zu verdanken. Nach 5 Minuten mit atemberaubendem Ausblick machten wir uns an den Abstieg. Dieser verlief problemlos und auf den 5 abfallenden km zwischen Barafu Camp und Karanga Camp fing Guide Eric immer wieder an zu joggen, jetzt wollte er mir’s wohl vom ersten Tag heimzahlen und ruinierte uns beide. Jedem uns entgegenkommenden Porter erzählte er im vorbeilaufen woher wir gerade kamen und erntete staunende Blicke. Nach dem Karanga Camp kam nochmal ein Aufstieg auf die Barranco Wall, wir waren beide platt und total froh irgendwann das Camp mit unseren Zelten unter uns im Tal zu erblicken. Nach 8h45min erreichten wir unser Ziel und wurden vom Team mit großem “Hallo” empfangen. Zur Belohnung gab’s für mich das einzige mitgebrachte Bier der Marke “Kilimanjaro”.

image006 image007 image008 image009

Tag 4:
Heute locker war die Ansage. Also gemütlich auf den Zeltabbau im Barranco Camp gewartet und dann gemeinsam mit den Portern los zum Karanga Camp. Ich wollte mir anschauen wie die Porter mit Ihren 20kg auf Kopf oder Schultern den Aufstieg in der Barranco Wall (die wir gestern runtergeklettert waren) schaffen. Es war ein riesen Spektakel, zumal alle Teams und damit mindestens 100 Porter gleichzeitig wie zu einem Rennen auf die 200m hohe Felswand zuliefen und dann in diese einstiegen. Zwischendrin einige Touries und ich. Es war ein spektakuläres Bild wie die Jungs mit den Lasten balancierend die riesigen Stufen des Steilhanges hochkletterten. Dabei wurde sich gegenseitig überholt und schneller als die Touries waren sie sowieso. Oben angekommen hatte sich die Schlange dann sortiert und es ging in zügigem Schritt in Richtung nächstes Camp. Hier war am Nachmittag nur noch chillen angesagt. Leider verleitete mich die ungewohnte “Freizeit” zu einem kleinen Mißgeschick. Durchs Lager schlendernd erblickte ich die Waage, mit der die Last der Porter überprüft wird. Die Skala ging bis 100kg und das Ding machte einen stabilen Eindruck. “Da kann man sich ja mal dranhängen” war mein Gedanke. Gesagt / getan. Kaum hatte ich die Beine vom Boden gehoben riss die lediglich mit Wurschtkordel befestigte Waage ab und ich krachte voll mit dem Rücken zu Boden. Nach 10 Sekunden war mir klar – Rippenprellung. Nur leichte Schmerzen beim Atmen. Trotzdem gab ich meinen Plan nicht auf und wollte versuchen die zweite Besteigung am nächsten Tag auf Zeit durchzuführen. Um meinen Guide zu motivieren, lobte ich beim Abendessen für Ihn ein Preisgeld von 20 Dollar aus für den Fall, daß wir es unter 4h auf den Gipfel schaffen, d.h. für 10km mit 2000hm. Heimlich setzte ich mir das Ziel von 3:30h und gelobte mir dafür dann 50 Dollar zu geben.

image010

Tag 5:
Start mit Eric nach dem dem Frühstück im Karanga Camp um 7:00 bei knapp unter Null Grad und strahlendem Sonnenschein auf die Machame Route. Rainer war mit seinem Guide bereits um 2:00 Nachts auf die gleiche Strecke gegangen. Zuerst galt es auf 5km die ersten 600hm zu überwinden und ins Barafu Camp zu gelangen. Hierfür benötigten wir 55 Minuten und lagen voll im Plan. Allerdings merkte ich, daß mir die letzte Power an diesem Tag fehlte. Die Höhe und der vorgestrige Aufstieg hatten wohl doch einiges an Energie gezogen. Ab dem Camp auf 4600m ging es dann auf der Direttisima zum Stella Point auf 5700m. Der Aufstieg fiel mir extrem schwer da sehr steil und in tiefem Lavasand. Gefühlte Schrittlänge 20cm wobei ich bei jedem Schritt 10cm wieder nach hinten/unten rutschte. Einige Touries kamen uns mit starrem Blick und auf beiden Seiten von Guides untergehakt/gestützt entgegen. Kurz vor Stella überholten wir Rainer mit seinem Guide und hatten damit 5h auf sie gutgemacht. Obwohl gefühlt im Schneckentempo unterwegs waren wir objektiv also doch nicht so langsam. Bei Stella angekommen war es auch dann fast geschafft, allerdings hatte sich der Wind auf dem Kamm zu Sturmstärke aufgebaut. Die letzten 200hm zum Gipfel kannten wir dann schon. Diesmal waren jedoch keine Verschnaufpausen nötig, die 2 zusätzlichen Tage Akklimatisation waren deutlich spürbar und so waren wir nach 19 Minuten von Stella Point am Gipfel. Insgesamt hatten wir für die knapp 2000hm genau 3:31h gebraucht. Hochzufrieden lagen wir uns in den Armen und machten ein Filmchen mit der GoPro. Zum Fotografieren hätte ich die Handschuhe ausziehen müssen, was mir bei eh schon kalten Fingern und Sturm keine gute Idee erschien. Nach einer Minute machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Marangu Route. Zügig gings zurück nach Stella Point, dann etwas wellig mit gekraxel zum Gilman’s Point und danach kam der Spaßteil des Tages: ein Gefälle von ca. 30-40% auf 800hm, konstant mit 5-10cm Lavasand bedeckt. In der Fallinie “surften” wir uns immer mit den Kacken aufkommend und dann 30cm pro Schritt rutschend den Hang hinunter. Nach 35 Minuten waren wir unten bei Kibo Hut und mußten zwischendurch immer mal wieder laut vor Freude jubeln. Bei Kibo Hut wurde der Sand aus den Schuhen gekippt. Danach waren noch gut 10km auf der Marangu Route angesagt, die wir anfangs über eine riesige Hochebene mit Blick auf den Mawenzi Berg abwechselnd joggend und wandernd hinter uns brachten. Zwischendrin machten wir kurz Rast und Guide Eric bekam die 50 Dollar (die eine Minute Verspätung am Gipfel gegenüber dem Ziel von 3:30h ging schließlich auf mein Konto). Nach 6:30h kamen wir rechtzeitig zur Tea Time im Camp auf 3800m an. Rainer und sein Guide ließen sich etwas mehr Zeit und trafen rechtzeitig zum Abendessen ein. Für beide 2er Teams endete ein erfolg- und erlebnisreicher Tag.

image011 image012

Tag 6:
Der finale Abstieg von 2000hm auf 19km zum Marangu Gate verlief unspektakulär. Eric und ich latschten über den gut ausgebauten Weg und trafen nach 3:30h am Gate ein. Hier gab es glücklicherweise ein Biergeschäft und so setzten wir uns bei einsetzendem Gewitter vor das Kiosk und ich genehmigte mir ein paar Finisher Bier bis die Porter und Rainer eintrafen. Elias war schon in der Nacht abgestiegen und kam uns mit dem Bus anholen. Schnell noch ein Gruppenbild gemacht, Trinkgeld fürs Team ausgezahlt und dann Abfahrt Richtung Hotel in Arusha. Am Pool ließ ich den Tag ausklingen und die 6 Tage nochmal Revue passieren. Insgesamt ein unvergessliches Erlebnis: von Grenzerfahrung in der Western Breach bis Downhill Sandsurfen alles dabei. Ein super Team, ein spitzen Guide der lediglich noch Englisch lernen muß und eine perfekte Reiseleitung von Rainer und Elias. Kurzum: “Erwartungen weit übertroffen” und den Kili kann ich nur weiterempfehlen wenn jemand mal Höhenerfahrung machen will.

image013 image014 image015

Euer Didi

zurück zur Startseite

zur Nachrichten-Übersicht


Kontakt

Triathlon Team
DSW Darmstadt

info@dsw12.de
www.triathlon-darmstadt.de