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Steil, steiler, Streif

Einmal im Leben die Streif in Kitzbühel unter Wettkampfbedingungen zu bewältigen war schon immer mein Traum. Da ich die Quali für das Weltcuprennen Ende Januar nie geschafft habe J, meldete ich mich für das Vertical Up Rennen Ende Februar an. Gleiche Strecke, auch auf Schnee bzw. eher Eis aber Start unten und Ziel oben, bedeutet 810hm auf 3.3km und als Schmankerl abends im Dunkeln. Von langer Hand geplant war die Materialwahl, denn alles ist erlaubt, Schneeketten, Spikes, Tourenski. Ich entschied mich für Leichtathletik Spikes – geliehen von Triathlon Legende Jochen Basting – und schraubte 9er Nägel rein. Getestet wurde das Set-up auf einer schwarzen Abfahrt an Weihnachten im Zillertal. Ergebnis: müsste funktionieren und Zielzeit für Kitzbühel wurde auf 50 Minuten festgelegt.

Am 24.2. wurde es dann ernst. Mein größtes Bedenken war, ob die Spikes auch auf Eis bei 86% Maximalsteigung halten würden. Zu meiner Freude sah ich bei der Startvorbereitung noch mehr Konkurrenten mit Spikes, die meisten hatten allerdings deutlich längere Nägel aber jetzt gab‘s kein zurück mehr. 15 Minuten vor dem Startschuss war die Wettkampfbesprechung mit Teilnahmepflicht. Es gab nur zwei Infos: die Teilnehmer der Rucksackklasse müssen einen Rucksack tragen und laufen die „Familienstreif“, die Speedklasse läuft die Originalstrecke (nachher ist jeder gelaufen wo er wollte da nix ausgeschildert war). Ach ja – und wer erster oben ist hat gewonnen. Mit diesen Infos konnte ja nix mehr schiefgehen.

Dann der Startschuss, alle rennen los, vorne wie verrückt, ich erstmal verhalten. Nach 300m stockt die ganze Truppe schon, denn der Abfahrts-Zielschuss ist bereits super steil und nachdem ich kurz mit meinem Stock den Halt verliere geht mir der Stift, dass ich aus der Wand kippe. Mein Staunachbar verabschiedet sich mit einem langgedehnten „aaaaah“ und rutscht wieder runter. Jetzt war klar: heil ankommen ist alles, Zeit egal.

Den ersten km mit über 300hm mache ich in 19 Minuten. Sehr zufrieden geht’s weiter über die Seidl Alm, das Gschöss und den Brückenschuss, auf den flacheren Abschnitten trabe ich an und überhole einige Mitstreiter. Zweiter km in 14 Minuten mit mehr als 200hm. Ich denke nur „läuft ja super, in 50 Minuten bist Du oben“.

Dann links um die Ecke und ich stehe vor dem vereisten Steilhang. Das ist die Stelle wo der Fernsehreporter bei der Abfahrt immer „oben bleiben und Tempo mitnehmen sagt“. Ein Skilehrer steht an der Strecke und meint wir sollten am Rand hochklettern, da wäre es griffiger. Hat vor mir keiner gemacht also ich auch hinterher die Diretissima hoch. Schlechte Entscheidung: nach 200m verliere ich den Grip und sause bäuchlings, kopfüber und „Vorsicht“ rufend den Steilhang wieder runter. Gefühltes Tempo 50km/h, die Garmin zeigt später 29,3km/h. So schnell war ich bei einem Lauf noch nie . Kurz vor dem Fangnetz bleibe ich liegen, nix passiert und gottseidank habe ich keinen Konkurrenten abgeräumt. Jetzt verstehe ich warum Helmpflicht besteht. Also Schnee abgeklopft und diesmal am Pistenrand hoch. 5 Minuten verloren aber überlebt. Nach dem Steilhang nochmal etwas flacher und dann zur Mausefalle mit den 86%. Hier gibt es jetzt Stau, alle drängen von der vereisten Piste auf die 50cm am Rand denn da sind einige Tritte im Schnee über die man ganz gut hochkommt. Gaaanz langsam geht’s voran und über die Kante hinweg und wieder ein paar Minuten verloren. Jetzt ist bereits das Starthaus zu sehen und ich höre den Sprecher die Sekunden runterzählen bis zur 1:00h Grenze. Ich kraxle noch den Starthang hoch und höre wie mich mein Schatzi am Streckenrand anfeuert. Nach 1:02 verschwinde ich im Starthaus, weder muskulär noch organisch am Anschlag aber heilfroh diesen Wahnsinn ohne Verletzung bewältigt zu haben. Der Sieger – ein 43 jähriger Kitzbüheler als Wildschwein verkleidet– benötigte übrigens knapp 33 Minuten. Mit 30 Minuten Rückstand auf 3km habe ich wenigstens einen persönlichen Rekord aufgestellt.

Fazit: wer mal wissen will was steil bedeutet sollte sich für das Streif Vertical Up 2019 anmelden. Wie man diese Piste allerdings mit 130km/h in knapp zwei Minuten auf Ski runterrasen kann ist mir ein völliges Rätsel

Es lebe der Sport !

Didi

image001 Am Vorabend beim Glühwein sah die Streif noch recht flach aus. Links von der beleuchteten Gams die Originalstrecke, rechts davon die „Familienstreif“.

image002 1000 Teilnehmer kurz vor dem Start.

image004 Der als Wildschwein verkleidete Sieger strauchelt kurz vor dem Ziel.

image006 Da hab ich‘s fast geschafft. In der Bildmitte in scharz/weiss.

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