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Courmayeur, Champex Lac, Chamonix oder einfach nur CCC

Am Freitag, 1. September war es so weit, der Höhepunkt meiner Trailrunning Saison stand an. Die Vorbereitungsrennen im Juli am Eiger mit 51km und 3200hm sowie im Walsertal mit 65km und 4200hm hatte ich erfolgreich und erstmals mit sportlichen Ambitionen absolviert – also nicht nur Erlebnis und ins Ziel kommen. Zu Buche standen am Eiger Gesamtplatz 18, AK 2ter, Walsertal Gesamtplatz 14 (nur 50 von 200 Startern gefinisht). Die Umschulung vom Triathleten zum Trailläufer schien geschafft und das Training im August war planmässig gelaufen mit pro Woche ca. 120km und >5000hm meist im Taunus. Also auf nach Chamonix zum CCC der im Rahmen des UTMB (vergleichbar mit dem Hawaii der Triathleten) ausgetragen wird. CCC steht für Courmayeur (Startort in Italien), Champex Lac (Durchlauf bei km 55 in der Schweiz), Chamonix (Zielort in Frankreich). Die Strecke ist quasi eine halbe Runde um den Mont Blanc mit einer Länge von 101km und 6000hm. Es handelt es sich beim CCC somit um den “Bambinilauf” des UTMB (170km, 10000hm) der einmal komplett um den höchsten Berg der Alpen führt.

Eine Woche vor dem Start drohte allerdings Ungemach denn die Wettervorhersage konkretisierte sich und schwankte zwischen Dauerregen und Schneefall. Stimmung und Motivation sanken insBbodenlose. Am Tag vor dem Rennen schüttete es ununterbrochen in Strömen und sämtliche Wetter Apps wurden im Stundenrhytmus gecheckt. Für den Tag des Rennens wurde aber dann konsistent etwas trockeneres wenn auch (noch) kühleres Wetter prognostiziert.

Morgens ging’s mit dem Shuttlebus durch den Mont Blanc Tunnel nach Courmayeur und auf der italienischen Seite angekommen waren tatsächlich Wolkenlücken mit blauem Himmel zu entdecken, was die im Bus sitzenden japanischen Teilnehmer zu spontanem Applaus veranlasste. Rechtzeitig stand ich im ersten Startblock. Nachdem die Nationalhymnen der 3 beteiligten Länder gespielt waren, wurden wir von der Streckenchefin nochmals darauf hingewiesen, dass wir oben mit Temperaturen von 3 Grad zu rechnen hätten. Punkt 9:00 wurde der erste Block auf die Reise geschickt.

Gut gelaunt am Start

Gut gelaunt am Start

Es ging direkt bergan und 1500hm bis auf den ersten Gipfel waren auf 10km zu bewältigen. Den Gipfel “Tete de la Trenche” erreichte ich nach 1:50 und lag damit deutlich unter meiner Marschtabelle, die auf 17h Laufzeit ausgelegt war. Nun ging es bei bestem Wetter 500hm begrab und nach 15km zur ersten Verpflegung “Refuge Bertone”. Danach weiter mit leichten Auf und Abstiegen bis ich bei km 27 Arnouvaz nach 3h50min erreichte. Ich kam gut voran, lag deutlich vor meiner Vorgabe und freute mich, dass die alpinen Wanderwege am Mont Blanc technisch nicht übermäßig schwierig waren. Dann der nächste steile Aufstieg von knapp 1000hm auf den 2500m hohen „Grand Col Ferret“. Dieser war bei km 31 erreicht. Ich fühlte mich super und bereit für den langen Downhill nach La Fouly. Dort erwartete mich erstmals mein Unterstützerteam: Eggord sowie Ihre und meine Mutter. Wahrscheinlich der Vorfreude geschuldet stolperte ich kurz vor La Fouly und machte eine Bauchlandung. Der Verschluss meiner Wasserflasche bohrte sich in meine Brust und sorgte für eine gepflegte Rippenprellung. Aufgerappelt und weitergelaufen nahmen die Schmerzen beim Atmen nach einem km ein erträgliches Mass an und ich traf gut gelaunt auf meine Supporter bei km 41. Hier lag ich mit 5h48min bereits 30min vor dem Zeitplan.

Anstieg zum ersten Gipfel

Anstieg zum ersten Gipfel

Top Wetter zu Beginn

Top Wetter zu Beginn

Nächste Verpflegungsstation war nun bei km 55 in Champex Lac. Diese 14km waren mit Abstand die schnellsten des Rennens denn man bretterte erstmal 11km mit mäßigem Gefälle und meist auf einer Pass-Straße bergab und ich machte einige Plätze gut. Dann noch ein kurzer Aufstieg von 300hm und ich war nach 7h 15min in der Verpflegungsstation am See angekommen. Eggord wartete schon auf mich und eigentlich wollte ich eine längere Pause machen. Da es mir aber sehr gut ging änderte ich die Strategie um so viele km wie möglich bei Tageslicht zurücklegen – also schnell was getrunken, eine Nudelsuppe reingeschüttet und weiter. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Obwohl bereits weit mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke zurückgelegt war, wusste ich, dass das Rennen jetzt erst richtig losgeht. Die Analyse der Ergebnislisten der letzten Jahre zeigte, dass die Endzeit meist im Bereich der 2 fachen der Champex Lac Durchgangszeit lag. Waren 15h tatsächlich möglich? Optimistisch machte ich mich trotz Regens an die noch verbleibenden 3 langen Anstiege auf jeweils 2000m, grob gesagt immer mit knapp 1000hm in Auf- und Abstieg.

Auf der Pass-Straße flott bergab

Auf der Pass-Straße flott bergab

Der erste Buckel war kein Problem und ich erreichte die nächste Verpflegung in Trient bei km 72 nach 9h 38min, leider vom Regen völlig durchnässt. Plan war nun noch über den nächsten Buckel bis Vallorcine im Hellen zu kommen. Also kurzer Stop, Essen, Trinken und raus aus dem Zelt. Nach 20m Schüttelfrost – Mist. Also zurück ins Zelt zu Eggord, trockene Klamotten anziehen und wieder raus. Dieser vorletzte lange Anstieg hatte es dann in sich, super steil sodass selbst Vollgas nur zu langsamem Gehen führte. Irgendwann war ich endlich oben und es ging in tiefem Matsch superglitschig wieder 900hm bergab. Kurz vor Vallorcine war es dann Zeit die Stirnlampe auszupacken. Unten im Verpflegungszelt angekommen wurden nochmal trockene Klamotten für die letzte 18km lange Etappe angezogen. Nach 15 Minuten ging’s dann wieder in die Nacht, leider schon wieder Schüttelfrost. Mit klappernden Zähnen half nur Gas geben und nach einem km bergauf war mir wieder warm.

Die Verpflegungsstation Valorcine bei km 83 hatte ich nach einer Rennzeit von 11h 45min verlassen. Obwohl nur noch 18km bis ins Ziel war die Prognose der Endzeit schwierig. Ich erwartete irgendwas zwischen 3 und 4 Stunden für den letzten Abschnitt. Damit sollte ich es auf jeden Fall unter 17, höchstwahrscheinlich unter 16 und vielleicht sogar unter 15 Stunden schaffen. Guten Mutes lief ich den leicht ansteigenden Fahrweg hinauf und der Regen wurde stärker. Die Strecke führte über eine Straße und dann auf einen Wanderweg mit moderater Steigung. Ich ging stramm bergan bis auf 1700m und hatte ca. 5-6 der 18km hinter mir. Was jetzt kam war dann doch etwas unerwartet, im strömenden Regen ging es in technisch schwierigstem Gelände 2-3 km bergab. Pro km benötigte ich 15-18 Minuten. Einmal rutschte ich aus und musste mich mit der linken Hand abfangen wobei die geprellte Rippe “aufschrie”. Also noch vorsichtiger weiter. Eine Handvoll Läufer überholten mich, dann war ich alleine. Auf die Uhr schaute ich schon lange nicht mehr, es ging quer zum Hang auf unwegsamem Pfad mit Pfützen. Lediglich das vibrieren meiner Garmin zeigte mir alle ca. 15 Minuten dass wieder ein km hinter mir lag. Außer 2 Fröschen begegnete ich niemandem, so alleine war ich noch nie. Endlich kam ich zum letzten Anstieg nach Flegere, auf einem Fahrweg ging es steil hoch und da ich noch recht fit war überholte ich gehend wieder ein paar Konkurrenten – ja auch im Gehen kann man Plätze gutmachen.

Wanderweg im Dunkeln

Wanderweg im Dunkeln

Oben auf knapp 2000m angekommen waren es nur noch 8km bergab ins Ziel und hier machte ich den einzigen wirklichen Fehler in diesem Rennen. Statt durch das unbeheizte, ca. 3 Grad kalte Zelt durchzulaufen und mich direkt in den Abstieg zu begeben hielt ich an um eine Suppe zu schlürfen. Nach einer Minute kam der Schüttelfrost, jetzt ging erstmal nichts mehr. 3 Helferinnen umsorgten mich, zogen mir die trockene Kleidung von meiner Pflichtausrüstung an, hängten mir die Rettungsdecke um und stellten heißes Wasser drunter. Nach 20 Minuten hörte das Zittern auf und ich versicherte dem hinzugezogenen Arzt ich müsste nur weiterlaufen dann würde mir wieder warm. Den Rucksack zog ich über die goldene Rettungsdecke und verließ als Weihnachtsmann verkleidet das Zelt. Nach 500 m steil bergab war mir warm, also Goldfolie in den Rucksack gepackt und ab auf den letzten Wurzeltrail der mich nach Chamonix führte. Zum Schluss noch 1km auf Asphalt und nach Mitternacht erwarteten mich meine Lieben, ohne deren Unterstützung ich nicht durchgekommen wäre, im Ziel. Schnell noch ein paar Fotos gemacht und dann ab in die Badewanne im Hotel wo mir Eggord ein kühles Bier servierte: “das es sowas Gutes gibt!”

Die Endzeit von 15h 42min reichte dann zu Gesamtplatz 164 von knapp 2000 Startern, Platz 5 in der AK 50 und – Trommelwirbel – kein Deutscher war vor mir ;-) Schnellster Mann war übrigens Hayden Hawks aus den USA in unfassbaren 10h 24min.

Endlich im Ziel

Endlich im Ziel

Insgesamt war der CCC ein unvergessliches Erlebnis bei dem ich wieder viel gelernt habe, unter anderem dass ein solches Rennen bei Dauerregen wie am Vortag keinen Sinn für mich macht und dass ich für den UTMB, bei dem man in die Nacht startet und dann eine zweite Nacht durchläuft, noch viel zu jung bin :-)

Bis denne
Euer Didi

Dieter “Didi” Metz

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