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patrick.blog | You are an IRONMAN Champion

“You are an IRONMAN Champion!” — Das sind die magischen Worte von Kultmoderator Mike Reilly, die jeder Triathlet bei einem Ironman Zieleinlauf gerne hören möchte. Dass ich diese Worte gleich bei meinem ersten Anlauf auf der legendären Strecke hören würde, ist unfassbar und habe ich so nie erwartet. Zudem bedeutet dieser Sieg auch die direkte Qualifikation für die legendäre IRONMAN Weltmeisterschaft in Kailua Kona, Hawai’i!!

Aber der Reihe nach:

Nach meiner Ankunft in den Woodlands, Texas, fühlte ich mich sofort wohl. Die Familie bei der ich in den 10 Tagen leben sollte, empfing mich mehr als freundlich und herzlich. Insgesamt habe ich mich während des gesamten Aufenthalts sehr wohl gefühlt und in der Familie neue Freunde gefunden. Greg, der wie seine Frau ebenfalls am Wettkampf teilnahm, half mir aus dem einzigen mentalen Tief, das mich drei Tage vor dem Rennen wie aus dem nichts bei zuvor bester Laune traf. Die Nervosität war mir im wahrsten Sinne des Wortes zu Kopf gestiegen. Er hielt einen mehr als anderthalbstündigen Motivationsvortrag und eliminierte damit fast alle meine Bedenken. Von da an war ich zu allem bereit: gewinnen und verlieren. Vor den Alternativen hatte ich schlagartig keine Angst mehr. Es wird so kommen wie es kommen sollte.

Wettkampf

In der Nacht vor dem Wettkampf schlief ich erstaunlich gut, obwohl der Wecker schon um 3 Uhr klingelte. Ich war bereit!
Wettkampfroutine am Morgen: frühstücken, Kaffee, ruhen, zur Wettkampfstätte fahren, Wechselzone überprüfen, Reifen aufpumpen, Cola und Gel, Einteiler zu, Einteiler auf, Klo, Einteiler zu und einschwimmen.

6:25 Uhr Start: Booom!! Meine erste Langdistanz. Da war sie, hier war ich. Bereit für… alles. Über 50 Profiathleten waren gekommen. Insgesamt 15 Ironmansieger standen an der Startlinie. Ich konnte mich zu Beginn etwas lösen und schwamm ab da direkt in der Spitzengruppe mit. Wir schwammen über die gesamten 3,8 Kilometer als ob wir eine Kurzdistanz absolvieren würden, ohne Erholungsphase. Ich hielt mit. Rhythmus: Zug, Zug, Kopf aus dem Wasser, Atmen und von vorn. Das Wasser war so grün und dunkel, dass ich nicht einmal meine Hand sehen konnte. Deshalb bekam die Orientierung einen sehr, sehr hohen Stellenwert. Glücklicherweise war ich so weit vorn mit dabei, dass ich das Führungskayak sehen konnte. Mit einer Zeit von ca. 48 min waren wir wirklich flott unterwegs. Mitten in der Spitzengruppe stieg ich aus dem Wasser.

Rad

Mein Wechsel zum Rad war eher so… mittelgut. Die Helme wurden in den Wechselbeuteln auf dem Boden platziert und wahrscheinlich wurde gegen meinen Helm getreten. Jedenfalls hing das Visier komplett aus der Verankerung. Ich hatte meine liebe Mühe es auf dem Weg zum Rad im vollen Sprint wieder halbwegs in die Halterung zu fizzeln. Sofort aufs Rad und anfahren. Eine kleine Lücke nach vorne war schon aufgerissen.

Im Vorfeld war ich darauf eingestellt, die ersten 45 km sehr hart anzufahren. So fuhr ich die ersten Kilometer sehr offensiv an um die Lücke zu schließen, dies gelang mir sehr schnell. Sobald ich die Lücke geschlossen hatte, sah ich einige Favoriten vor mir und wusste: “Hier bin ich richtig!” Im regelkonformen Abstand machte sich unsere neun Mann starke Gruppe auf, um den erwartungsgemäß ausgerissenen Überbiker Andrew Starykowicz zu stellen. Ich hielt mich zurück und beobachtete aufmerksam das Geschehen. Jederzeit bereit zu reagieren. Das Agieren wollte ich mir aufheben.

Auf dem Weg verlor ich dann etwa bei Kilometer 90 noch mein fest geglaubtes Visier. Nach 120 Kilometern schloss eine weitere Gruppe auf und so waren es 17 Athleten die sich mit knapp 42km/h Richtung Wechselzone zwei bewegten.
Mein Ernährungsplan auf dem Rad ging voll auf: ich konnte genügend Gel und Kohlenhydrate zu mir nehmen und mit gefüllten Speichern in den Marathon starten.

Wechsel

Rad abgeben, zum Beutel laufen, Wechselzelt, Schuhe an, Mütze auf… und los: Platz 3… WOOOW!

Lauf

Direkt nach dem Wechsel konnte ich mit Terenzo Bozzone auf die Strecke gehen und war zu dem Zeitpunkt dritter. Umgedreht habe ich mich danach 42 km lang nicht mehr. Nach 1,5 km zog ich an Terenzo vorbei auf den zweiten Platz.

Ich war viel zu schnell… eigentlich… die nächsten Kilometer dachte ich darüber nach, ob die Pace von 3:45 min/km vielleicht mörderisch sei… Ich kam zu dem Schluss, dass sie mörderisch IST, aber nicht für mich und nicht an meinem Tag. Meine Beine haben sich selten so gut angefühlt. Ich entschied mich gegen jeden Rat und blieb bei der Pace. Ausgerechnet, wie schnell das am Ende ist, habe ich absichtlich nicht. Es hätte mich wohl abgeschreckt… also lief ich nach Gefühl und freute mich mit jedem km, an dem eine Zeit von 3:45 bis 3:50 auf dem Autolap meiner Uhr aufblinkte.

Nach dem Radfahren hatte Andrew knapp 15 Minuten Vorsprung — was krass war, aber ich wusste: an einem guten Tag kann er diesen 15 minütigen Vorsprung nicht gegen meine Laufstärke behaupten. Nach acht Kilometern hatte ich bereits vier Minuten seines Vorsprungs abgeknabbert und war bereit für ein Battle. Doch etwa bei Kilometer 12 sah ich in der Ferne Andrew, der sehr vorsichtig und langsam ging. Beim Näherkommen sah ich Passanten bei ihm, ein Telefon am Ohr und dass man sich um ihn kümmerte. Aufgrund einer Verletzung musste er wohl zuerst gehen und dann das Rennen aufgeben. Lieber Andrew, schade und gute Besserung! Ich hätte mir gern ein Duell mit dir geliefert.

Ab Kilometer 12 war ich auf Platz eins. 1! EINS! FÜHRUNG! In meiner ERSTEN Langdistanz! Ich sagte laut zu mir: “Du gewinnst diesen Wettkampf!” Und arbeitete weiter.

So ging schnell die erste und dann die zweite 14-Kilometer-Runde vorbei. Mit Matt Russel und Terenzo Bozzone im Nacken bog ich auf die letzte Runde ein. Immer noch war das Kameramotorrad und das Begleitfahrrad vor mir… unreal! Verrückt!! Die Zeiten immer noch auf demselben Niveau… nach 41 Kilometern und nachdem ein befreundeter Profikollege (Ironmaik) mir eine High5 gab, brach es aus mir heraus… ich schrie im vollen Lauf einen Jubelschrei heraus, den man wohl bis nach Darmstadt hören konnte. Ab hier genoss ich den Zieleinlauf und konnte kaum glauben einen 2:40:01 Marathonsplit gelaufen zu sein.

SIEG SIEG SIEEEEG!!!

Mein größter Erfolg und mir fallen gar nicht genug Superlative ein um meine Gefühle zu beschreiben. Den Tränen nahe fiel ich meiner Freundin Laura im Ziel in die Arme. Unfassbar.

Ironman Texas 2016

Meine Zeit im Marathon ist nun die fünftschnellste jemals gelaufene Zeit in einem Langdistanzwettkampf! (Noch vor Mark Allen, der 4 Sekunden mehr brauchte… muss ich mehr zu meinen Gefühlen sagen??)

Mit den besten Grüßen,
Euer
IRONMAN North American CHAMPION Patrick

Hier noch der Link zum Video vom Zieleinlauf: https://www.facebook.com/dsw12.triathlon/videos/1021001474613568/

Bildrechte: Copyright Paul Phillips/Patrick Lange

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