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Thoralf talks: Ironman Hawaii

Wir haben uns vor seinem Start beim Ironman Hawaii mit Thoralf Friedrich unterhalten.

Hallo Thoralf, dieses Jahr hast Du Dir beim Ironman in Texas die Quali für Hawaii geholt und Dir damit vermutlich einen großen Traum erfüllt?

Thoralf: Das stimmt. In Texas die Ziellinie als erster in der AK zu überqueren und dann zu wissen, dass man es geschafft hat, das Kona-Ticket zu ziehen, war schon ein geiler Augenblick. Ich glaube, das kann süchtig machen.

Wie viele Jahre betreibst Du denn jetzt schon Triathlon?

Thoralf: Mein erster Triathlon war der Berliner Volkstriathlon von den Weltraumjoggern. Das war 1990. Weil ich keinen Radhelm besaß und völlig ahnungslos war, dass man nicht ohne starten durfte, habe ich den Veranstalter überredet, dass ich mit Bauhelm fahren durfte. Die Wettkampfbesprechung war Samstagnachmittag – und da wars zu spät, noch einen richtigen Helm zu kaufen. Der Bauhelm musste allerdings einen Kinngurt haben. Also habe ich einen aus Paketband gebastelt. Ich hab dann ein wenig mehr Zeit als andere in der Wechselzone verbracht.

War der Ironman Hawaii vom ersten (Triathlon) Tag an bereits ein Traum/Ziel von Dir, da will ich auf jeden Fall mal hin?

Thoralf: Nö. Ich bin ja erst relativ spät zur Langdistanz gekommen – nämlich 2005 -  und wollte eigentlich auch nur ein einziges Mal solch einen Quatsch machen. Aber im Folgejahr haben mich ein paar Freunde überredet, mit ihnen in Roth zu starten. Der Wettkampf hat mir so viel Auftrieb gegeben, dass ich es 2007 das erste Mal probieren wollte, mich zu qualifizieren. Ging dann ja bekanntermaßen schief…

Jetzt ist ja so ein Ziel – Ironman Hawaii – mal von den sportlichen Erfordernissen ganz  abgesehen, doch ein riesiger finanzieller Aufwand. Kosten für Material, Trainingslager, Startgelder, Flüge, Wettkämpfe. Da kommt doch sicherlich ein richtiges Sümmchen zusammen. Was macht denn der Flair „Ironman Hawaii“ für Dich aus?

Thoralf: die Kosten muss man irgendwie ausblenden. Wenn ich nachrechnen würde, was das alles kostet, würde ich den Sport an den Nagel hängen. Aber Hawaii ist nun mal das Mekka des Triathlonsports. Dort hat alles angefangen und dort treffen sich die Besten eines Jahres. Alle kennen diesen Wettkampf – auch die, die nie in ihrem Leben Triathlon gemacht haben. Irgendwann wollte ich da auch einfach mal dabei sein.

Wie oft, oder anders gefragt, wie viel Jahre und wo überall hattest Du versucht die Quali zu schaffen?

Thoralf: Wie schon gesagt, hatte ich es 2007 erstmals probiert. Ich glaube, ich war auch ganz gut drauf, nur war ich so aufgeregt, dass ich die letzten Nächte vor dem Wettkampf nachts nicht mehr schlafen konnte. Im Wettkampf war ich dann so KO, dass ich beim Laufen schon die Augen zugemacht habe, weil ich so müde war. Die Laufzeit war dann auch nicht so berauschend.Danach hatte ich keinen Bock mehr auf Triathlon. Der Aufwand war einfach zu groß und ich wusste nicht, wie ich das Ziel erreichen sollte. 2012 hatte ich die Sache dann verdaut und habe es nochmal probiert. Damals habe ich mich dann sechs Wochen vor dem Wettkampf am Knie verletzt und konnte keine 100 Meter mehr schmerzfrei laufen. Dank einer Kortisonspritze konnte ich wenigstens noch am Wettkampf teilnehmen. Aber mit einer 10:18 kriegt man in Frankfurt wohl auch in der M70 nur noch schwer einen Platz. Texas war also mein dritter Versuch.

Dieses Jahr bist Du bereits im Frühjahr nach Texas geflogen, hattest Du Dir im voraus schon einmal die Qualizeiten bei allen Ironman Rennen weltweit angeschaut und überlegt, wo es ev. mit der Quali klappen könnte?

Thoralf: Ich hatte mich natürlich auch an den Qualizeiten orientiert. In Texas gab es zwar nur drei Startplätze in meiner AK, aber die Zeiten der letzten Jahre lagen alle im Bereich des Machbaren. Soll heißen, dass man sich mit 10 Stunden in allen Jahren qualifiziert hätte. Und die 10 Stunden habe ich mir zugetraut. Dazu kam, dass die Radstrecke nur knappe 1000 Höhenmeter hat, was mir als nicht ganz so leichter Radfahrer sehr entgegen kommt.

Die Vorbereitung über den europäischen Winter, auf einen frühen Ironman im Jahr, ist sicherlich sehr hart. Wie hast Du denn dein Training, neben der Familie und dem Beruf organisiert/strukturiert?

Thoralf: der letzte Winter war ja absolut OK. Es hat kein einziges mal geschneit, so dass man den ganzen Winter über draußen Rad fahren konnte. Außerdem bin ich oft mit meiner Frau zum Spinning gegangen. Wir haben also einiges zusammen gemacht.

Wann und wie hast Du trainiert, hast Du (mehrere) Trainingslager machen?

Thoralf: Im Februar war ich zwei Wochen auf Lanzarote. Ich muss sagen, dass war das schlimmste Trainingslager meines Lebens. Der Wind hat mich total fertig gemacht und mir absolut das Gespür dafür genommen, ob meine Form aufsteigend ist oder stagniert. Aber ich wollte sicher gehen, dass ich nicht 14 Tage Regenwetter habe.Ansonsten habe ich jeden Tag was gemacht – also keine Ruhetage. In der Woche eher weniger und dann am Wochenende deutlich mehr.

Du hast ja erst geheiratet. Konnte in die Trainigslager oder auch nach Texas deine Familie mitkommen?

Thoralf: Ja, meine Frau hat mich nach Lanzarote und nach Texas begleitet. Nach dem Ironman haben wir ja noch ein zweiwöchiges Touriprogramm an der Westküste abgespult. Hätte sich ja sonst gar nicht gelohnt, den weiten Weg zu machen.

Wenn ja, wie wichtig war das denn für Dich?

Thoralf: Naja, im Trainingslager hatte ich schon ein klein wenig ein schlechtes Gewissen. Meine Frau hat sich auf dem Rennrad versucht, was sich aber nicht zu einer spontanen Liebe entwickelt hat – kein Wunder bei dem Wind und den Bergen. Ohne sie wäre ich nicht nach Texas geflogen. Das war von Anfang an als gemeinsamer Urlaub geplant. Außerdem hat sie mich 1A supportet und mir auf der Laufstrecke immer meinen Vorsprung durchgegeben.

Macht Deine Frau auch Triathlon?

Thoralf: Nö. Sie läuft. Radfahren: siehe Lanzarote. Aber ich arbeite daran…

War Texas, oder ist Hawaii so etwas wie verspätete Flitterwochen mit etwas Sport für Euch?

Thoralf: Nö. Unsere Flitterwochen haben wir in Ischgl gemacht und sind Ski gefahren.

Jetzt hast Du in Texas nicht nur die Quali geholt sondern auch eine richtig hammerharte Zeit mit 9:45 Std hingelegt und die Altersklasse gewonnen, dazu noch einmal unsere Gratulation. War das noch eine besondere Motivation für die danach kommende zweite harte Trainingsphase zum Ironman Hawaii?

Thoralf: Absolut nicht. Danach habe ich erstmal zwei Wochen gar nichts gemacht – vom Wandern im Yosemite Nationalpark mal abgesehen. Danach kamen einige Ligawettkämpfe und dann sind wir ja schon in unser Haus gezogen und mussten vorher noch einiges renovieren. Meinen Trainingsplan habe ich nach Texas absolut schleifen lassen. Im ganzen Juli war ich einmal laufen und dreimal Rad fahren – das wars.

Ich war froh, mal was anderes machen zu können, nachdem ich vor Texas regelmäßig 20 Stunden die Woche trainiert habe.

Wie verlief die Vorbereitung nach der Qualifikation für die Ironman Weltmeisterschaft? Hast Du nach Texas eine längere Pause gemacht?

Thoralf: die Pause ging eigentlich bis Anfang August. Ich hatte keine Lust auf lange Radausfahrten. Dann kam im August noch das beschissene Wetter dazu.

Wie bekommt man das denn mit der Motivation hin? Erstes hartes Training über den Winter zum ersten Saisonhöhepunkt Qualifikation, und dann weitertrainieren wenn im Spätsommer die Triathlonsaison in Deutschland so langsam zu Ende geht. Freunde u. Sportkollegen legen bereits die Beine hoch und Du musst den gesamten September weitertrainieren?

Thoralf: ich muss gestehen, zwischendurch habe ich es schon als Strafe empfunden, auf Hawaii starten zu „müssen“. Der August hat mir mental echt den Stecker gezogen. Draußen ist es kalt und es regnet und im Trainingsplan steht was von fünf Stunden Rad und ein anschließender Koppellauf.

Da fragst du dich dann: für was? Vor Texas wars klar: die Quali und Sub 10.

Aber auf Hawaii? Dass ich ins Ziel komme, glaube ich eigentlich schon. Die Altersklasse werde ich nicht gewinnen – dazu sind die anderen zu gut und zu ehrgeizig. Also was ist das Ziel?

Mir fiel es echt schwer, mich zu motivieren.

Wie sieht es denn jetzt mit ein paar Zahlen aus? Wie viele Kilometer/Stunden hast du dieses Jahr in den einzelnen Disziplinen schon gesammelt?

Thoralf: Beim Schwimmen komme ich derzeit auf 190 km. Wenn ich die Erträge dagegen rechne, könnte ich schon fast von vergeudeter Zeit sprechen. Auf dem Rad habe ich dieses Jahr knapp 7.900 km. Im April bin ich davon allein 1700 km gefahren – und da war ich nicht im Trainingslager. Gelaufen bin ich lediglich knapp über 1000km. So wenig hatte ich noch nie zu dieser Zeit.

Wie hast Du trainiert, hattest Du einen Trainer, hast Du einen Trainingsplan oder trainierst Du nach deinem Gefühl?

Thoralf: Nachdem ich in den Jahren zuvor immer nach meinem eigenen Trainingsplan trainiert habe, der sich im Wesentlichen an den Rahmenbedingungen von Joe Friel orientierte, habe ich mich letztes Jahr für einen Trainer entschieden und bin bei Mario Schmidt-Wendling gelandet. Von ihm habe ich mir wöchentlich einen Trainingsplan erstellen lassen, der an mein Zeitbudget der laufenden Woche orientiert war. Mir war es dabei wichtig, jemanden zu haben, der was davon versteht und jemanden zu haben, dem gegenüber ich mich rechtfertigen muss, wenn ich das Training ausfallen lasse. Gerade letzteres hat gewirkt, denn ich bin wirklich bei jedem Dreckswetter rausgegangen und habe mich an den Trainingsplan gehalten, wo ich sonst eher auf dem Sofa liegen geblieben wäre.

Ich glaube, er hat mich optimal vorbereitet und mir das nötige Selbstvertrauen gegeben, so dass ich vor und während des Wettkampfes nie an mir gezweifelt habe.

Jetzt fliegst Du als Rookie ja zum ersten Mal auf die Insel. Hast Du Dir von ehemaligen Hawaiistartern Tips geholt oder gehst Du alles locker an und denkst, es wird schon klappen?

Thoralf: Eher letzteres. Mein bescheidenes Ziel ist, daylight finisher zu werden. Ich muss mich jetzt nur noch schlau machen, wann die Sonne untergeht. Aber das werde ich ja am ersten Abend sehen.

Vor welcher der drei Disziplinen hast du am meisten Respekt, dem Schwimmen im Pazifik, dem Rad fahren auf den Queen K Highway oder dem Marathon im Energy Lab.

Thoralf: Eindeutig vor dem Laufen. Ich könnte mir vorstellen, dass einem die Hitze und die Eintönigkeit der Strecke alles abverlangt. Und ich habe keine Lust auf eine 42 Kilometer lange Wanderung.

Was ist die große Unbekannte beim Rennen in Kona für dich?

Thoralf: Ob es im Ziel irgendwo ein kaltes Hefeweizen gibt.

Echt, ohne scheiß, aber in Texas habe ich mir während des Laufens immer mal wieder gesagt: „wenn du das hier jetzt verkackst, dann gibt’s heute Abend kein Hefeweizen“. Das hat als Motivation zum Weitermachen wahre Wunder gewirkt. Ich hoffe, dass ich irgendwo eine Kneipe finde, die das hat. Gibt doch nichts schöneres, als sich damit zu belohnen, oder?

Wie fühlst du dich im Moment? Traust du dich schon zu einer ersten Prognose deiner Leistung beim Ironman? Bestzeit oder Ankommen?

Thoralf: Ich musste letzten Sonntag lange Rad fahren. Zeit genug also zum Nachdenken. Bestzeit wird es keinesfalls. Jochen Baumgarten sagte letzte Woche zu mir, dass man auf seine Qualizeit locker eine halbe Stunde draufpacken kann. Ich bin konservativ und packe 45 Minuten drauf. Also 10:30. Aber eigentlich ist mir das jetzt auch egal. Ich gehe die Sache mit Demut an und will in erster Linie einen schönen Wettkampf erleben. Bestzeit mache ich dann nächstes Jahr.

Hast du eine Strategie wie du das Rennen angehen wirst?

Thoralf: Ich muss gestehen, dass ich kein großer Stratege bin. Mein Trainer hat mir für Texas eine Strategie mit auf den Weg gegeben, die ich nur in Ansätzen verfolgt habe. Für Hawaii hat er mir natürlich auch eine Strategie gegeben, aber ich habe im Rennen immer so leichte Erinnerungslücken. Seine Strategie sieht aber vor, jede der drei Disziplinen erst mal mit reduziertem Dampf anzugehen und erst allmählich steigern. In Texas habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, an jeder Verpflegungsstelle auf der Laufstrecke zu gehen, um bei der dortigen Hitze ausreichend trinken zu können. Das werde ich jetzt mit Sicherheit auch so machen.

Wie sehen die verbleibenden Tage bis zum großen Rennen aus? Zum zehnten Mal Material überprüfen oder ganz entspannt nochmal eine Runde laufen gehen und entspannen?

Thoralf: Auch für die letzte Woche habe ich natürlich noch einen Trainingsplan. Ich mache zwar locker, aber ich muss mich auch an die Hitze gewöhnen. Also wird es die eine oder andere Trainingseinheit zur Mittagszeit geben. Ansonsten werde ich mir ausgiebig die Insel ansehen. Das Material wird schon halten – hat es ja die letzten Wochen auch schon.

Wir wünschen dir  ganz viel Glück und starke Beine für das Rennen am Samstag!

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