Du fährst um die Kurve und da steht sie vor Dir! Schwarz, lang, zerrissen, durchfurcht und verdammt steil. Und spätestens jetzt weißt du, es wird wieder verdammt weh tun. Ab jetzt wirst du wieder unendlich leiden und hoffen, hoffentlich ist es bald vorbei! Aber ein Blick auf den Höhenmesser – “Danke Garmin, was haben wir nur getan als es dich noch nicht gab“, verspricht nichts gutes. Die nächste Steigung!
Also die Überlegung – warum nur tust du dir das an – habe ich mir schon vor vielen Jahrhunderten abgeschminkt. Heute weiß ich, es kann nur Sucht sein. Die Sucht sich sinnlos zu quälen, ohne wirklichen Hintergrund, ohne wirklich berechtigte Wettkampfambitionen. Allein die Sucht zählt, die Sucht das eigene Ego zu streicheln. Du hast es noch drauf, zumindest im Training. Du bist noch dabei, zumindest zu einem Trainings- Jägermeister reicht es noch.
Was eine Einleitung… Hallo, heute ist Ruhetag, R U H E T A G! Endlich! Der zweite Trainingsblock ist abgerissen. Ab morgen mache ich langsamer. Ganz sicher! Versprochen! Oder vielleicht doch nicht?
Aber mal ehrlich, was eine geile Gegend hier. Radfahrtechnisch, was ein blödes Wort, Radfahren und Technik?
Also die Möglichkeiten hier Rad zu fahren sind unendlich. Unendlich viele kleine Nebenstraßen, in Küstennähe noch mit geringem Autoverkehr, in Hinterland gänzlich ohne. Eine unglaublich geile Topographie, eine unglaublich geile, man kann auch sagen “schöne” Landschaft. Wenn da nicht, ja, wenn da nicht… ich denke hier sollten noch einige EU- Euro Subventionen in den Straßenbau investiert werden. Und, was noch wichtiger wäre, die Steigungen der Straßen sollten einer EU CE Norm unterworfen werden. Also Angie, hier müsstest Du noch was tun. Egal, ob mit Berlusconi oder Grillo, oder keinem der Beiden.
In diesem Trainingslager stehen wir in schöner Regelmäßigkeit vor Rampen mit 12-14% gerne auch mal bis 18%. In der Regel sind die Steigungen so zwischen 7-10%. Bei 7% freuen wir uns schon und haben das Gefühl, toll, endlich ist es mal wieder flach :-)), können runterschalten und dann, schwuppdiwupp biegst Du um die nächste Serpentine, die Freude ist dahin, Schmerz komm raus, 12%.
Carmen hatte es ja bereits angedeutet. Mittwoch Abend ist Dieter eingeflogen. Vor dem Trainingslager hatte er mich noch gefragt, Guido, was meinst Du, was für eine Übersetzung brauche ich??? Vorsichtig hatte ich angedeutet, na ja, und, um “nicht” als Schwächling dazustehen habe ich halt mal “nur” ein 25er Ritzel empfohlen. Er, klar, wer Dieter kennt wird es vielleicht verstehen. Beim 25er hat er die Schulter gezuckt und gemeint, na ja, da komme ich mit meinem 23er auf jeden Fall hin.
Ich darf Euch ganz im Vertrauen, aber wirklich nur im Vertrauen erzählen, und ich bitte Euch es auch nicht weiter zu sagen. Donnerstag Abend, also nach der ersten Radausfahrt hatte Dieter Blasen an den Händen vom Zerren am Lenker. Lasst es Euch auf der Zunge zergehen, ….Blasen…. Und der erste Weg nach der Radausfahrt war ins nächste Radgeschäft. Dreimal dürft Ihr raten was Dieter heute für eine Übersetzung fährt?
Aber zurück zum wirklich Wichtigen: Die Sonne schein hier in Cesenatico > 20°C allemal. Was gäbe es schöneres als sich ganz relaxt in einem Liegestuhl der Sonne preiszugeben. Hier vor dem Hotel, total entspannt, schön angelegt, keine Parkplatz- Atmosphäre Aber nein liebe Berge im Hinterland um Cesenatico, die Sucht treibt uns an, wir machen Euch platt, wenn wir abreisen wird kein Berg mehr so sein wie er mal war.
Aber es macht auch unglaublich Lust hier zu fahren. Viele Radteams, insbesondere aus Oesterreich und viele einheimische Radfahrer sind hier unterwegs. Die Einheimischen, leicht an der Kleidung zu erkennen, trotz 20°Außentemperatur noch in lang, lang, lang. Das Erfreuliche, alle Grüßen, immer ein lockeres Nicken oder ein Ciao.
Die Überraschung des Trainingslagers > radtechnisch < ist sicherlich Carmen S.. Bitte entschuldigt, aber ich muss sie mal loben. Eigentlich sind wir gewohnt dass Carmen in der schwächsten Radgruppe fährt, am Berg sowieso nicht mitkommt und Abfahren eh nicht kann! Vor einer Kurve absteigt, das Rad um die Kurve schiebt, danach wieder aufsteigt. Aber das war einmal. Aus vorbei, Vergangenheit. Carmen fuhr den ersten Radblock in der ersten Radgruppe, danach, aber dann vorne im Wind, in der zweiten Radgruppe und bei den Abfahrten – zum Glück – “noch” hinter mir. Wäre es anders müsste ich die Sportart wechseln.
Der Mann mit den meisten Meilen im Trainingslager ist und bleibt unser Cesenatico-Reporter Frank S. Vergangenen Samstag mit dem Auto von FFM nach Cesenatico. 3 harte Radeinheinten. Montag Nachmittag mit dem Auto zum Flughafen Bologna. Dann per Flieger nach Ffm, von Ffm nach Barzelona, weiter nach Lissabon, nach Frankfurt, Bologna und heute Vormittag wieder zurück im Trainingslager. Was danach kommt, vielleicht am Dienstag.
Bis jetzt keine Stürze, bis auf ein leichtes Halskratzen bei Silvi auch keine, eigentlich typischen Trainingslagerausfälle mit Schnupfen oder ähnlichem. Sicherlich liegt es an dem guten Roten oder Weisen den es zum Abendessen gibt. Oder an den Weinspezialitäten die unser “Man in Black” unser Software-Uwe jeden Abend rausholt. Also Uwe ist das “Original” des Trainingslagers.
Um die Blasen von Dieter auszukurieren ist extra Eggord übers Wochenende aus Ingolstadt angereist. Waren es wirklich die Blasen von Dieter die sie bewogen haben oder wollte sie doch eher uns besuchen :-))
So zwischendrin noch einen lieben Gruß an unseren Freund Peter R.. Peter, wir sind sicher dass Dir dieses Trainingslager super gefallen würde, Du fehlst uns hier.
Ciao
Cesenatico-Reporter Guido