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Didi talks: “Swiss Alpine K78 – mal was anderes”

Eigentlich halte ich Läufe die länger als 42,2km sind für nicht unbedingt sinnvoll und wollte auch nie an einem teilnehmen. Einzige Ausnahme der Swiss Alpine Davos, der schon seit 20 Jahren bei mir auf der To-Do-Liste steht. Nachdem es beim Ironman in Frankfurt dann läuferisch ganz gut geklappt hat und Eggord und ich sowieso nochmal in die Berge wollten, habe ich dann einfach mal gegoogelt. Zu meiner Überraschung nicht wie beim Triathlon bereits ausgebucht sondern Anmeldung kein Problem und sogar Nachmeldungen bis 30 Minuten vor dem Start möglich, also mal angemeldet für die 78km mit 2300Hm. Man ist ja fit und soll auch mal was anderes im Leben machen als immer nur Ironman. Zur Beruhigung der Nerven würde ich natürlich nur mitmachen wenn das Wetter stimmt. Eggord hatte sich mit der 31km Strecke für den Tag auch eine schöne Herausforderung vorgenommen.

Der 31. Juli rückt näher, 4 Vorbereitungsläufe von 30km in hügeligem Gelände (Westerwald und Odenwald) sind absolviert, Hotel ist gebucht und auch die Wettervorhersage liefert keine Ausrede, also ab nach Davos.
Startunterlagen abgeholt mit sehr spärlichen Wettkampfinfos, keinerlei Sicherheitshinweise und auch keine Wettkampfbesprechung. Ein Lauf über die 2600m hoch gelegene Keschhütte ist für die Schweizer halt auch nicht ungewöhnlicher als für die Roßdörfer der Ortskernlauf.

Am Wettkampfmorgen strahlender Sonnenschein, mit 1600 anderen gehe ich auf die 78km Strecke und Eggord mit 1000 anderen zeitgleich auf die vermeintlich lockeren 31km. Ein Blick ins Höhenprofil gibt folgendes Bild:
16km flach, 15km bergab (700hm), 22km bergauf (1600hm), 7km wellig, 18km bergab ins Ziel. Meine Vorgabe: den flachen Teil relaxed anlaufen, bergab schonen und dann mal schauen was nach km 42 passiert. Der Startschuß fällt und die ersten 6km flach auf Asphalt laufen super, direkt hinter der späteren Siegerin Jasmin her und mit 3:50/km natürlich viel schneller als vorgenommen. Bei den nächsten 10km (nach Plan eigentlich flach) hatten die Schweizer wohl einfach die Kurve etwas geglättet. Es geht nur hoch und runter und zwar heftig und dazu noch über Waldwege mit reichlich Wurzeln.
Ich immer schön hinter Jasmin her, “die hat schon paarmal gewonnen und weiß wie es geht”. Bergauf ist das Tempo recht locker, bergab ist es mir eigentlich zu schnell. Nach 16km gehts dann richtig runter, die 300hm auf 3km nach Plan stimmen also und Jasmin ist weg, Zur Schonung meiner Oberschenkel lasse ich besser mal abreißen. Dann geht es über 10km recht angenehm leicht abfallend durch eine wunderschöne Schlucht und über das Wiesen-Viadukt. Mittlerweile haben sich die Ladies um Platz 2&3 zu mir gesellt. Die letzten 3km runter nach Filisur muß ich diese dann auch ziehen lassen. Bergab einfach zu schnell die Mädels aber mit 2:13 für die ersten 31km bin ich voll im Plan. Jasmin ist nur 2 Minuten vor mir. Jetzt kommt der Anstieg und trotz schon leicht harter Oberschenkel sollte da doch noch was gehen.

Tatsächlich mache ich bergauf wieder Boden gut. Die ersten 10km des Anstiegs sind gut laufbar, Untergrund Waldweg oder asphaltiert (Albula
Paßstrasse) und mit max. 12% noch nicht zu steil. In Bergün dann die Schuhe gewechselt von Wettkampfschuhen auf Trainer mit mehr Profil (was sich trotz
2 Minuten Zeitverlust im Nachhinein als sehr schlau erwies) und weiter gehts bergan. Auch die nächsten km bis Chants sind noch ohne Gehen zu bewältigen, geschätzte max. 15%. Jetzt noch der Schlußanstieg bis zur Keschhütte und dann wirds besser (hab ich gedacht). An den steilen Rampen mit deutlich mehr als geschätzten 20% und steinigem Untergrung
(Bergwanderweg) gehe ich, sobald es flacher wird trabe ich wieder an. Für diese km benötigte ich im Schnitt 10 Minuten, der langsamste ist 12:55. So komme ich gut voran, mache ein paar Plätze gut und bin nach 4:30h bei km
53 auf der Keschhütte. Jasmin ist immer noch weniger als 5 Minuten vor mir und bei den Männern liege ich auf Rang 15. Mir geht es super und ich bin recht zuversichtlich mein ins Blaue gesteckte Zeitziel von 7:00h Endzeit zu erreichen.

Doch so kann man sich täuschen denn was jetzt kommt hat mit Laufen (zumindest bei mir) wenig zu tun und die vermeintlichen läuferischen Fähigkeiten nutzen auch nichts mehr. Für die nächsten 7km (wellig laut
Plan) von der Keschhütte zum Scaliettapaß hatte ich mit maximal 42 Minuten gerechnet (nach dem Motto 6 er Schnitt geht immer). Leider ist dies auf diesem Geläuf für mich völlig unmöglich. 8-10 Minuten pro Kilometer, mehr ist nicht drin. Mehrfach umgeknickt und 3 Mal voll der Länge nach hingelegt durch Konzentrationsmängel und fehlende Trittsicherheit. Rechts neben dem Single-Trail gehts steil bergab und für die reichlich an mir vorbeilaufenden Konkurrenten muß ich immer wieder anhalten und Platz machen. “Egal, hauptsache Du kommst heil ins Ziel”. Schade, daß ich durch die Konzentration die Bergwelt nur begrenzt bestaunen kann. Bei km60 habe ich den Scaliettapaß erreicht.

Endlich Cola, vorher gabs nur Tee und Wasser wie in den Bergen üblich (die spinnen die Schweizer) und die letzten 18km bergab ins Ziel können in Angriff genomen werden. Leider sausteil bergab und ich tippele mit harten Schenkeln und sicherheitsorientiert ins Tal. Leider geht es wieder nicht schneller als 8 Minuten/km. Meine Konkurenten laufen teilweise doppelt so schnell und ich bin fassungslos. Der ein oder andere legt sich aber auch schön auf die Nase. Eins ist mir jedenfalls klar, schnell bergablaufen lerne ich in diesem Leben nicht mehr.

Nach 4km steil bergab ist Dürrboden erreicht und von da an gehts mit prinzipiell mäßigem Gefälle ins Ziel. 5er Schnitt ist noch drin und ich fühle mich erstaunlich gut. Nach 7:30h ist es dann geschaftt. Eggord ist schon da und hat die 31km in 3:19 auch gut hinter sich gebracht. Die Zielverpflegung besteht essenstechnisch aus Bananen – und sonst nichts. Ich bin sprachlos.

Der Blick in die Ergebnisliste am nächsten Tag zeigt Platz 51 was absolut OK ist. Der Vergleich der Splitzeiten mit Jasmin offenbart dann aber doch Erstaunliches (vom Herrensieger aus Schweden in 5:49 rede ich sowieso besser nicht). Bis km53 am Ende der Steigung war der Rückstand auf Jasmin ca. 5 Minuten, im Ziel dann 50 Minuten. Ich habe auf den letzten 25km also tatsächlich 45Minuten verloren.

Wer sich bis hierhin durch den Bericht gequält hat scheint ja nicht uninteressiert und demjenigen kann ich nur empfehlen selbst einmal beim Swiss Alpine zu starten. Ein unvergeßliches Erlebnis! So, jetzt wißt Ihr bescheid also macht was draus.

Falls Euch 78km aber zu locker sind gibt es die Steigerung aber noch in Frankreich, dann googelt einfach mal unter “Ultra Trail Mont Blanc” :o)).
Da mache ich aber wirklich nicht mit und eine Quali brauchts auch

Euer

Didi

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