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Ein Geschenk an meinen inneren Seelenfrieden

Ich möchte mich zunächst entschuldigen, dass ich das letzte Mal von einem Abschied geschrieben habe und ich dieses Versprechen schon so schnell wieder gebrochen habe. Direkt nach Frankfurt dachte ich, es würde mir nicht schwer fallen sich so zu verabschieden. Genau das Gegenteil war der Fall! Die Tage nach Frankfurt waren für mich und meinen „Seelenfrieden“ sehr bewegend. Monate habe ich mich auf mein „letztes großes“ Rennen vorbereitet und war im Training auch gut drauf. Dann kam das Rennen in Frankfurt, nach Arizona 2010 das zweite Rennen an dem ich nur noch „finishen“ wollte und das eigentliche Rennen schon längst vorbei war. Ich wusste, dass ich in Frankfurt zu keinster Weise mein Leistungsvermögen zeigen konnte, dies hat mich in den Tagen danach sehr beschäftigt.

So kam ich auf die etwas verrückte Idee ein Experiment zu starten und mich für Regensburg zu melden. Meine Chancen, dass dies gut gehen könnte schätzte ich auf ca. 5 Prozent. Aber diese kleine Chance wollte ich nicht ungenutzt lassen. Für ein Gelingen sprach, dass ich mich in Frankfurt auf dem Rad kältebedingt nicht voll belasten konnte und beim Laufen das Rennen bei km 25 vorbei war. Klar, die 17 km auslaufen waren nicht regenarationsförderlich.

Der Wetterbericht für den Wettkampftag war ähnlich wie der vor Frankfurt. So war ich guter Dinge, denn mein Fehler von Frankfurt würde ich sicherlich kein zweites Mal mehr machen. Ich hatte alles mit an Bord, Unterhemd, Armlinge und Weste – der Regen und die Kälte sollte mir nichts ausmachen.

Beim Schwimmstart orientierte ich mich an Markus Fachbach und Horst Reichel. Mein Plan war mit Markus zu schwimmen und zu radeln. Leider kommt es doch meist anders als man denkt. Nach 400 m merkte ich, dass es im Wasser überhaupt nicht „geht“. Ich musste die Jungs schwimmen lassen und drosselte mein Tempo enorm. Ich wurde von einigen Agegroupern überholt und konnte auch deren Tempo nicht mitgehen. Mir schossen Gedanken durch den Kopf, dass zwei Wochen Regenartion viel zu kurz sind um sich erneut zu belasten, dass es schwachsinnig ist was ich gerade mache und vieles weitere mehr. Kurz vorm Wechsel aufs Rad versuchte ich mir aber wieder positive Gedanken zurück zu holen und redete mir immer ein – die beste Radperformance hast Du nach total verkorkstem Schwimmen abgeliefert. Ich gebe zu, dass mir schon Gedanken des Aufgebens durch den Kopf gingen.

Als ich auf meinem geliebten Rad saß, war von all dem nichts mehr zu spüren. Mir fiel es leicht die angepeilten 300 W in der Ebene zu treten und ich merkte, dass keiner meiner „Mitschwimmer“ mit mir mitfahren wollte. Leider hatte ich mir aber 4 Minuten Rückstand auf die Spitze eingehandelt, die nicht so leicht aufzuholen sind. Die Radstrecke durch den vorderen Bayrischen Wald war wunderschön, leider regnete es doch ziemlich viel und die Abfahrten und Kurven musste ich mit großer Vorsicht angehen. Ich konnte den Rückstand auf die Spitze permanent verkleinern und nach 150 km war es soweit, ich übernahm die Führung. Die letzten 30 Kilometer waren dann ein Geschenk an meinen inneren Seelenfrieden, ich war glücklich einen Ironman anzuführen und die Anstrengung aus den Stunden zuvor waren wie weggeblasen. Es kam wirklich so wie ich es mir beim Schwimmen eingeredet hatte. Meine gestrige Radperformance war die beste, die ich je gezeigt habe. 180 km ganz alleine ohne Begleitmotorrad oder Konkurrenten, durch Dauerregen, gewürzt mit ein paar frischen Windböen, war eine Glanzleistung von Kopf und Körper! Ich bin beste Radzeit aller Teilnehmer gefahren. Für alle Technik interessierten: es waren im Schnitt 287 W, das war um einiges mehr als meine bisherige Bestleistung! (zum Vergleich in Frankfurt 2011 waren es nur 251 W).

Im zweiten Wechsel beschlich mich eine innere Zufriedenheit, gepaart mit einer Ungewissheit was jetzt wohl kommen wird. Beim Marathon im Ironman weiß man nie hundertprozentig was passieren wird. Klappt die Energieversorgung, spielt Magen und Darm mit und nicht zuletzt machen auch die Muskeln keinen Strich durch die Rechnung. Ich ging auf die Laufstrecke mit dem Ziel einen soliden Marathon zu Laufen ohne jegliches Risiko einzugehen. Markus überholte mich schon bei km 5 und ich wünschte ihm viel Glück. Bis Kilometer 32 hatte ich alles unter Kontrolle und war mir meiner Sache ziemlich sicher. Die letzte 10 Kilometer liefen aber in einer Mixtur zwischen Trance und rauher Wirklichkeit ab. Meinen zweiten Platz konnte ich bis km 36,5 verteidigen. Dann zog jedoch Stefan Riesen an mir vorbei. Auch ihm wünschte ich noch viel Glück, dieser revanchierte sich bei mir und feuerte mich an durchzuziehen, dann ein Belgier sie ihm dicht auf den Fersen. Mit Platz drei wäre ich super happy, aber vierter so kurz vorm Ziel noch abgefangen zu werden, das wollte ich unbedingt verhindern. Jetzt fragte ich permanent die Zuschauer wo mein Verfolger sei. Die Antworten waren mal 150m, dann 100 m, dann wieder 150 m. Ich wollte ihn keinesfalls an mich rankommen lassen und hob mir mein letztes halbes Korn auf um nochmal einen Gang zulegen zu können kurz bevor er zu mir aufschließen würde. Irgendwann kam die Antwort, der ist nicht mehr zu sehen, das konnte ich natürlich nicht glauben. Stefan war die ganze Zeit ca. 100 m vor mir. So komisch es klingen mag, mir kam kein einziges Mal der Gedanke um den zweiten Platz zu kämpfen, ich wollte den dritten verteidigen! Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste Bas Diederen, der Belgier, musste eine Gehpause einlegen und zollte seinem hohen Anfangstempo Tribut. So lief ich kurz hinter Stefan als dritter überglücklich in den Zielkanal und genoss die letzten Meter unter frenetischem Beifall der Zuschauer.

Mal sehen was die restliche Saison noch bringt. Ich glaube ihr werdet verstehen, dass ich am kommenden Wochenende in Wiesbaden nicht starten werde.

Euer Frank

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