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Süddeutsche.de: Doping-Kontrollsystem in Gefahr

Düsseldorf (dpa) – Das Kontroll-Meldesystem der Welt-Anti-Doping- Agentur (WADA) für die Topathleten gerät immer stärker in Gefahr:

Fundamentale rechtliche Bedenken gegen die Datenschutzstandards, zunehmende Empörung gegen die Totalüberwachung der Privatsphäre und heftige Kritik gegen die Benutzerfreundlichkeit des Online- Meldesystem ADAMS bedrohen den internationalen Anti-Doping-Kampf. «Das Kontrollsystem bleibt bestehen und wird weder wanken noch zerbrechen», beteuerte der Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti- Doping-Agentur (NADA), Armin Baumert, in einem dpa-Gespräch. «Es wäre fatal, wenn die Uhr zurückgedreht wird.»

Der NADA-Spitzenfunktionär nimmt die juristischen Bedenken und den Unmut über den seit 1. Januar gültigen Welt-Anti-Doping-Code mit den verschärften Melderegeln («Whereabouts») für Athleten aber sehr ernst und hofft auf Klärung. «Wir haben es zur Kenntnis genommen», sagte Baumert zur Auffassung der Bundesregierung, dass das Anti-Doping- Meldesystem nicht den Sicherheitsstandards des Datenschutzes genüge. «Von uns ist aber Geduld gefordert, bis die Juristen etwas dazu entscheiden.»

Die Bundesregierung hatte den WADA-Präsidenten John Fahey in der vergangenen Woche bei seiner Stippvisite im Berliner Innenministerium mit dem brisanten Datenschutz-Thema konfrontiert. «Der internationale Datenschutzstandard, den die WADA erarbeitet hat, ist nicht mit deutschem und europäischem Datenschutzrecht vereinbar», hatte ihm Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär des für Spitzensport zuständigen Bundesinnenministeriums, vorgehalten. Unmissverständlich hatte er gefordert: «Wir müssen so schnell wie möglich einen rechtlich einwandfreien und mit dem europäischen Recht vereinbaren Datenschutzstandard bekommen.»

Die EU-Arbeitsgruppe «Artikel 29» befasst sich derzeit mit dem Thema und will bis Anfang Mai einen Abschlussreport vorlegen. «Es gibt aber schon so etwas wie einen Zwischenbericht, und der besagt, dass der WADA-Kodex nicht mit EU-Recht übereinstimmt», sagte die niederländische Europa-Abgeordnete Emine Bozkurt in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».

In dem Bemühen, Doping-Sündern den Einsatz verbotener Mittel durch eine ständige Aufenthaltskontrolle zu erschweren, hat die WADA seit Jahresbeginn die Meldepflichten für die besten Athleten verschärft. In Deutschland müssen etwa 500 Sportler nicht nur drei Monate im Voraus Tag für Tag angeben, wo sie sich aufhalten. Sie sind nun auch verpflichtet, für jeden Tag eine Stunde anzugeben, zu der sie an einem von ihnen gewählten Ort anzutreffen sind. Gemeldet werden die Angaben über ADAMS. Die heikle Frage ist: Wer hat Zugriff auf diese Informationen? «Diese sensiblen, teils die Gesundheit betreffenden Daten gehen an die Internationalen Fachverbände. Das ist nicht mehr kontrollierbar», meinte Bergner.

Die Athleten werden es mit Wohlwollen vernehmen, dass sich die Politik für ihre Persönlichkeitsrechte stark macht. Das Kontrollsystem aus den Angeln heben wollen die Sportler trotz zahlreicher Proteste – angefangen bei Fußball-Profi Michael Ballack über Tennisstar Rafael Nadal bis zu Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa – nicht. «Jeder von uns kann mit dem Meldesystem seinen aktiven Beitrag dazu leisten, dass die Falschspieler aus dem Spiel genommen werden», sagte Eisschnellläuferin Anni Friesinger der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Sich jetzt ständig aufzuregen kostet mehr Energie, als sich mal eine Stunde vor den Computer zu setzen, um Eingaben zu machen.»

Eine technische Verbesserung der Anwendung des ADAMS-Systems fordert nach Klagen von Athleten der Beirat der Aktiven des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die NADA hat in den den vergangenen Monaten mit Schulungen an Olympiastützpunkten versucht, Hilfestellung zu geben. «Was die Anwendung des ADAMS-System angeht, da sind wir aufnahmefähig und werden es weiter zur WADA zu tragen», sagte Baumert und ergänzte: «Die Technik muss optimiert werden, aber 94 Prozent der Athleten kommen damit zurecht.» Seit 1. Januar haben bisher sechs Prozent der Aktiven gegen die Meldepflicht verstoßen.

Quelle: sueddeutsche.de – erschienen am 01.03.2009

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